Europameisterschaften der Turner Hambüchen und Nguyen kämpfen um Gold

Moskau · Die Olympia-Helden Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen sind auch bei den Europameisterschaften der Turner von Mittwoch an in Moskau die größten deutschen Medaillen-Hoffnungen. Hambüchen ist nach langer Wettkampf-Pause wieder fit, scheut aber wie Nguyen den Mehrkampf.

Olympia 2012: Hambüchen fliegt zu Silber am Reck
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Olympia 2012: Hambüchen fliegt zu Silber am Reck

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Foto: dapd, Gregory Bull

Fabian Hambüchen möchte seine Erfolgsserie am Reck ausbauen, Marcel Nguyen geht mit der schwierigsten Barren-Übung als Favorit an den Start. Die beiden Olympia-Stars sind bei den am Mittwoch beginnenden Turn-Europameisterschaften in Moskau die großen Hoffnungsträger des deutschen Teams. Beide verzichten allerdings auf den Mehrkampf, in dem die Deutschen durch Hambüchen (2009) und den zurückgetretenen Philipp Boy (2011) zuletzt die EM-Titel geholt hatten.

"Alles ist wieder gut, der Finger funktioniert problemlos. Ich fühle mich absolut fit", meinte Hambüchen voller Zuversicht. Sein letzter internationaler Wettkampf, der Swiss Cup, den er auch gewinnen konnte, liegt schon 165 Tage zurück. Im Herbst standen die Aufnahme seines Studiums an der Sporthochschule und der Umzug nach Köln im Fokus. Dann warf eine Kapselverletzung am rechten Zeige- und Ringfinger im März seine Saisonplanung durcheinander. "Ich habe nicht viel am Barren trainieren und somit kein hochwertiges Programm einstudieren können. Daher bringt es nichts, auf Teufel komm raus den Mehrkampf anzusteuern", erklärte Hambüchen im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Anders die Situation bei Nguyen, der nach dem Gewinn von Olympia-Silber in London gleich vier hochkarätige Mehrkämpfe im Weltcup bestritt, inklusive Jackpot eine Rekordsumme von 62 000 Euro einstrich und sich nun zurücknehmen möchte. "Ich fühle mich seit Jahresbeginn nicht mehr so frisch. Und wenn man ständig Wettkämpfe bestreitet, fehlt die Zeit, mal was Neues einzustudieren", sagte der 25-jährige Stuttgarter nach dem Podiumstraining im Sportkomplex Olimpiski. Nach seinem furiosen Olympia-Auftritt hatten sich bei ihm auch repräsentative Aufgaben und Sponsoren-Termine gehäuft.
"Eigentlich passt eine solche Pause nie", räumte Cheftrainer Andreas Hirsch ein. "Aber wir wollen ihn bis 2016 behalten und müssen ihm daher auch mal etwas Luft lassen."

Titel-Hattrick für Nguyen?

Am Barren turnt Nguyen in Moskau aber mit dem Ausgangswert von 6,8 die schwierigste Übung der Konkurrenz und strebt nach dem Sieg 2011 und 2012 den Titel-Hattrick an. "Wenn mir die Übung so gelingt wie im Podiumstraining, wäre ich sehr zufrieden", meinte der Sportsoldat, nachdem er den spektakulären Tsukahara-Abgang glänzend in den Stand brachte. "Die Titelverteidigung wird wegen der nach Olympia eingeführten Regeländerungen aber eine große Herausforderung."

Hambüchen setzt in der russischen Hauptstadt trotz des veränderten Code d'Pointage weiter auf seine Reck-Übung, die ihm in London seine zweite Olympia-Medaille gebracht hatte. "In der Qualifikation werde ich sicher noch nicht alles riskieren", kündigte er aber an. Nach der Absage des niederländischen Olympiasiegers Epke Zonderland ist Hambüchen in eine Favoritenstellung gerückt und hat am Königsgerät sein viertes EM-Gold nach 2005, 2007 und 2008 im Visier. Es wäre sein insgesamt siebter EM-Triumph. Auch am Boden gilt er nicht als chancenlos.

Der Superstar reiste befreit von jeglichem Studienstress nach Moskau. Fünf bestandene Semester-Prüfungen in der Studienrichtung Sportwissenschaft und Sportmanagement haben ihn aufgebaut. "Das gibt mit zusätzliche Motivation für die EM", sagte Hambüchen.

Im Mehrkampf soll nun Olympia-Teilnehmer Andreas Toba aus Hannover die beiden Großen des deutschen Turnens vertreten - auch wenn er keine realistische Chance auf einen Podestplatz hat. Eher zum Kreis der Medaillenkandidaten zählen Matthias Fahrig (Halle/Saale) am Boden und Andreas Bretschneider (Chemnitz) am Reck. Beide hatten dies mit Siegen beim Cottbuser Turnier der Meister unter Beweis gestellt. Der 20 Jahre alte Ivan Rittschik (Chemnitz) gibt sein EM-Debüt als Spezialist am Pauschenpferd. Damit setzt Cheftrainer Hirsch den Trend zur Verjüngung des Teams fort. Ein Mannschaftswettbewerb steht in Moskau nicht auf dem EM-Fahrplan.

(dpa/rl)
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