Vermisster Schwimm-Star wieder aufgetaucht Der tiefe Fall des Grant Hackett

Southport · Grant Hackett, einer der größten Schwimmstars der Geschichte, ist tief gefallen. Das neueste Drama lässt nichts Gutes für die Zukunft erahnen.

Grant Hackett sieht übel zugerichtet aus. Sein rechtes Auge ist blutunterlaufen und deutlich angeschwollen, knapp unter der Augenbraue verläuft ein tiefer Cut. Mit dem auf Instagram geposteten Foto beschuldigt der dreimalige Schwimm-Olympiasieger seinen Bruder, ihn verprügelt zu haben. Fast zeitgleich meldet Vater Neville seinen Sohn als vermisst, weil dieser nach ein paar Stunden in Polizeigewahrsam seine Termine beim Arzt und Anwalt schwänzte.

Wenig später gibt der Vater Entwarnung. Sein Sohn befinde sich "sicher und nüchtern" in einem Hotel, "ihm ist das alles sehr peinlich", berichtet Neville Hackett vor dem Familienhaus im australischen Southport: "Er hat seiner Mutter gesagt, dass er sie liebt. Dann konnte er nicht weitersprechen."

"Er ist geistig verwirrt und braucht dringend Hilfe"

Auslöser der ganzen Aufregung war ein offensichtlicher Zusammenbruch des australischen Schwimm-Idols in seinem Elternhaus, woraufhin der Vater die Polizei rief. Medienberichten zufolge soll Grant Hackett wieder einmal getrunken haben, woraufhin es zum Streit gekommen sei. "Er ist geistig verwirrt und benötigt dringend Hilfe", sagt Neville Hackett.

Sein berühmter Sohn redete zunächst nur mit der Polizei. Ihr soll er gesagt haben, dass er nichts mehr mit seiner Familie zu tun haben will und sich jetzt in eine therapeutische Einrichtung begeben werde, um seine Probleme zu lösen. Allerdings: Das hat der zehnmalige Weltmeister in der Vergangenheit schon öfter versprochen. Und bislang ist der Mann, der für Rekord-Olympiasieger Michael Phelps ein "wichtiger Unterstützer" und "großartiger Freund" ist, nur immer tiefer gefallen.

Probleme mit dem Alkohol, seiner Medikamentenabhängigkeit und seiner labilen Psyche hatte Hackett schon vor seinem endgültigen Rücktritt nach der verpassten Olympia-Qualifikation für Rio de Janeiro. Doch ohne das tägliche Training im Becken scheint er erst recht in ein mentales Loch zu fallen. Im April wurde Hackett festgenommen, weil er angetrunken auf einem Flug einem anderen Passagier an der Brustwarze gezogen hatte.

Laut seines Bruders Craig ist Grant Hackett derzeit "eine Gefahr für sich selbst und die Gemeinschaft". Er erkenne seinen Bruder nicht wieder: "Das ist nicht Grant Hackett, das ist eine komplett andere Person."

Für das australische Olympischen Komitee AOC ist der Absturz des Idols besorgniserregend. "Das ist nicht der Grant, den wir kennen und respektieren", sagt AOC-Präsident John Coates: "Grant ist ein großartiger Olympia-Champion, einer der größten Schwimmer aller Zeiten, und sein Beitrag für die olympische Bewegung und den Sport allgemein sollte nicht vergessen werden."

Mit gefallenen Schwimm-Helden hat Australien Erfahrung. Zuvor war auch schon der fünfmalige Olympiasieger Ian Thorpe wegen Depressionen und einer Alkoholsucht auf die schiefe Bahn gekommen. Der "Thorpedo", der vor einem Jahr seine Beziehung zu einem männlichen Model öffentlich gemacht hatte, fand aber inzwischen neue Freude am Leben.

Das wünscht der Schwimmsport auch Hackett. Der Olympiasieger von Sydney (1500 m und 4x200 m) und Athen (1500 m) hat noch immer einen großen Namen in der Szene. Als er 2015 nach sechseinhalb Jahren Pause sein Comeback gegeben hatte, war die Freude bei vielen Athleten groß. Noch immer hält Hackett den Weltrekord auf der Kurzbahn über 800 m Freistil.

Der größte Kampf steht Grant Hackett aber offenbar noch bevor.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort