Feldhockey-EM Reise ins Ungewisse

Amstelveen/Düsseldorf · In Amstelveen findet die Feldhockey-EM der Damen und Herren statt. Das deutsche Männerteam befindet sich im Umbruch. Das Leistungsniveau ist schwer einzuschätzen - auch für den zweimaligen Weltmeister Philipp Crone.

 Hockey-Bundestrainer Stefan Kermas (Mitte).

Hockey-Bundestrainer Stefan Kermas (Mitte).

Foto: dpa, hsc jai hak nic

Nur einen Steinwurf vom Amsterdamer Flughafen Schiphol entfernt steht das Wagener Hockeystadion - inklusive neuer, schmucker Haupttribüne. Dort, in Amstelveen, kämpfen die deutschen Feldhockey-Nationalmannschaften bei den Europameisterschaften der Herren und Damen um den Einzug in die Finalspiele am 27. August. Einer, der weiß, wie Titel zu gewinnen sind, ist Philipp Crone. 2002 und 2006 gewann der heute 40-Jährige die WM mit dem deutschen Team.

Crone hat sich in Amstelveen bereits umgeschaut. "Sieht aus wie ein kleines, stimmungsvolles Fußballstadion", sagt er. "Es ist bestimmt geil, dort zu spielen." Für ihn hängt alles davon ab, wie sich die jungen Spieler ins Team einfügen und mit dem Druck umgehen. "Ich hoffe natürlich auf den Titelgewinn. Wenn die neuen Jungen nervös werden, wird es vielleicht schwierig. Aber wenn sie sich vom ersten Gruppenspiel an steigern, ist mindestens das Halbfinale drin", sagt Crone. Er berichtet als Kommentator für den TV-Sender Sport 1 von den deutschen Spielen. Morgen geht es mit der Partie gegen Irland (15.30 Uhr) los. Damen-Bundestrainer Jamilon Mülders startet mit seiner Auswahl bereits heute gegen Schottland (10.15).

Die große Frage lautet: Welches Leistungsniveau hat das Team von Herren-Bundestrainer Stefan Kermas? Beim Turnier in der Vorwoche verlor Deutschland drei Mal: gegen Gastgeber Spanien (2:3), gegen England (0:3) und gegen die Niederlande (1:7). "Ich würde das nicht überbewerten. Das Wichtigste ist, dass die Pflicht in diesem Jahr schon erfüllt ist", sagt Crone. Er meint damit die Qualifikation für die WM 2018, die im Juli bei der World League in Johannesburg geschafft wurde.

Wie immer im Jahr nach Olympischen Spielen befindet sich das Nationalteam im Umbruch. Für Crone ist der Kader gut zusammengestellt. "Ich würde mir wünschen, dass Timm Herzbruch, Tom Grambusch oder Timur Oruz dabei sein könnten. Aber sie sind eben verletzt", sagt der gebürtige Kölner. Dafür kehrte der 29-jährige Tobias Hauke zurück, der das Team führen soll.

"So genau weiß keiner, wo das deutsche Hockey derzeit steht", sagt Crone. Die Zeit der wahnsinnig guten Jahrgänge, die 2008 und 2012 mit Trainer Markus Weise olympisches Gold gewann, ist vorbei. Andere Nationen haben aufgeholt. Belgien etwa. "Zu meiner Zeit haben wir, glaube ich, nicht ein einziges Mal gegen Belgien verloren. Jetzt gehören sie zum Topfavoriten-Kreis neben den Niederlanden. Auch Irland hat einen enormen Schritt gemacht", sagt Crone.

Der Hockey-Abteilungsleiter von Rot-Weiß München sieht in seiner Amateursportart noch viel Luft nach oben, was professionellere Strukturen angeht. Er will aber nicht über die Sportförderung für Hockey im Speziellen jammern. "Ich habe mich mit Markus Weise, Bernhard Peters und vielen anderen ausgetauscht. Wir alle sind der Meinung, dass der Sport generell mehr gefördert werden muss, um die gesellschaftliche Entwicklung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland auf die nächsten Jahrzehnte zu gewährleisten", sagt Crone, der 349 Länderspiele absolvierte. "Es wäre zudem ein Muss, dass der Fußball dann noch ein paar Millionen Euro von den 222, die da gerade wieder irgendwo herumgeflogen sind, abgibt."

(erer)
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