Pleite bei Fecht-WM Säbel-Herren verzocken 13-Punkte-Vorsprung

Leipzig · Für die deutschen Fechter gab es am ersten Tag der Mannschaftsentscheidungen die erste richtige Enttäuschung. Die hoch gehandelten Säbel-Herren verloren trotz hoher Führung bereits im Achtelfinale.

Fecht-WM 2017: Max Hartung nach Mannschafts-Aus den Tränen nahe
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Hartung nach Mannschafts-Aus den Tränen nahe

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Erst wurde Säbel-Europameister Max Hartung zur tragischen Figur, dann schafften die deutschen Florettfechterinnen immerhin einen Achtungserfolg. Nachdem die deutschen Herren die erhoffte zweite deutsche Medaille in spektakulärer Art und Weise verpasst hatten, überzeugte bei der Heim-WM in Leipzig wenigstens das deutsche Florett-Team mit Platz vier.

Zwar reichte es für Carolin Golubytskyi, Anne Sauer, Leonie Ebert und Eva Hampel nach einer 29:45-Niederlage im Gefecht um Platz drei gegen den entthronten Titelverteidiger Russland nicht für Bronze, dennoch zeigte das Quartett eine starke Leistung. Die Querelen im Vorfeld um den entlassenen Bundestrainer Andrea Magro ließen die Tauberbischofsheimerinnen zumindest am Montag kalt.

Für das zweite deutsche Edelmetall nach Einzel-Bronze von Degenfechter Richard Schmidt am Samstag waren ohnehin eher die Säbelfechter mit Hartung, Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Richard Hübers eingeplant gewesen. Nach einer nicht mehr für möglich gehaltenen Niederlage gegen Frankreich waren die Hoffnungen auf einen Podestplatz bei den Weltmeistern von 2014 aber schon im Achtelfinale beendet. Wut und Enttäuschung statt Freude über Edelmetall.

Hartung trat nach dem 44:45 seine Maske von der Planche und sackte völlig demoralisiert zusammen, sein Teamkollege Matyas Szabo malträtierte vor lauter Frust mit seinem Fuß die Bande. Mit 13 Treffern Vorsprung hatten die deutschen Säbel-Herren schon geführt. Hartung musste die 40:27-Führung als Schlussfechter nur noch ins Ziel bringen. Fünf Treffer fehlten. Eigentlich Routine. Doch dann passierte das Undenkbare: Der Dormagener kassierte Treffer um Treffer - am Ende hatte die Lampe seines Gegners 18-mal aufgeleuchtet: 44:45.

"Das war für uns die Hölle"

"So etwas darf nicht passieren. So etwas ist mir auch schon lange nicht passiert, dass ich ein Ding nach dem anderen bekomme", sagte der tief enttäuschte Hartung: "Ich habe nicht einmal Schiss bekommen, ich habe einfach nicht getroffen. Es tut mir leid für meine Teamkameraden." Und Sportdirektor Sven Ressel ergänzte: "Das war für uns die Hölle, das kann sich keiner erklären. Für Max war das brutal, aber das bekommt er wieder hin. Das Team steht wieder auf."

Für die deutschen Säbelfechter endete die Heim-WM damit ohne Edelmetall. Im Einzelwettbewerb waren die in den letzten Jahren sichersten Medaillenlieferanten ebenfalls leer ausgegangen. In Leipzig wurde es im Team letztendlich Platz neun. Es gewann Olympiasieger Südkorea.

Die Florett-Frauen traten in ihrem Viertelfinale ebenfalls gegen Frankreich an, lagen zurück - und drehten dann das Gefecht. 45:40 hieß es am Ende. Nach der 34:45-Niederlage im Halbfinale gegen den hochfavorisierten Olympiasieger und späteren Weltmeister Italien war dann auch Russland mit Einzelweltmeisterin Inna Deriglasowa zu stark. Dennoch: Das forsche Auftreten machte Mut. Zuletzt hatte eine deutsche Frauenflorett-Mannschaft 2009 in Antalya mit Bronze eine WM-Medaille gewonnen.

"Das war beeindruckend", sagte Ressel: "Die Mädels haben den Kampf angenommen und eine tolle Leistung gebracht." Zumal im Vorfeld viel auf das Quartett eingeprasselt war. Der monatelange Rechtsstreit mit Magro wurde erst während der WM vorläufig beendet.

Vor allem Anne Sauer überzeugte. Die 26-Jährige war schon im Einzel nur einen Sieg von einer Medaille entfernt gewesen, gegen Italien im Halbfinale gewann sie sogar ein Teilgefecht mit 14:4. Am Ende reichte es aber erneut nicht ganz.

(sid)
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