Turn-WM in China Hambüchen sauer auf Kampfrichter: "Kleine Frechheit"

Nanning · Sauer auf die Kampfrichter, verärgert über den eigenen Fehler – seinen Frust über das verpasste Reck-Finale konnte Ex-Weltmeister Fabian Hambüchen nicht verbergen.

Hambüchen verpasst Finale am Reck
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Foto: dpa, mut nic

Sauer auf die Kampfrichter, verärgert über den eigenen Fehler — seinen Frust über das verpasste Reck-Finale konnte Ex-Weltmeister Fabian Hambüchen nicht verbergen.

Mit hochrotem Kopf verließ Fabian Hambüchen das Turnpodium, der Ex-Weltmeister witterte eine Verschwörung. "Das könnte eine Retourkutsche der Chinesen gewesen sein", mutmaßte der Olympiazweite nach dem Verpassen des Reck-Finales bei den Weltmeisterschaften im chinesischen Nanning.

Einmal in Rage war der 26-Jährige kaum noch zu stoppen: "Bei Olympia 2012 in London fühlten sich die Chinesen benachteiligt. Und hier kam der Oberkampfrichter aus China. Die Wertungen waren schon eine kleine Frechheit. Ich wurde brutal hart bewertet."

Minutenlang hatte der 26-Jährige zuvor pflichtschuldigst den Einzug der deutschen Kunstturner in die Teamentscheidung gelobt, doch schon da brodelte es sichtlich in ihm. Denn statt am Sonntag zum Showdown am Königsgerät gegen Olympiasieger und Weltmeister Epke Zonderland aus den Niederlanden anzutreten, muss der 26-Jährige nun tatenlos von der Tribüne des Guangxi Sports Center zuschauen.

Was war passiert? Bei seiner Angstverbindung Adler-Ganze Drehung verlor der Vize-Weltmeister kurzzeitig Schwung und Orientierung und musste Punktverluste in Kauf nehmen. Doch die Abzüge waren erstaunlich drastisch. 14,366 Punkte reichten letztlich nur zum 22. Platz, zur Reck-Qualifkation fehlte mehr als ein halber Zähler.

"Unverständnis" über Noten für Hambüchen

Bundestrainer Andreas Hirsch wollte kein weiteres Öl ins Feuer gießen, aber auch der Chefcoach nannte die Noten für seinen Spitzenturner "unverständlich und nicht ganz nachvollziehbar".

Hambüchen war jedoch immerhin klar, dass er durch seinen Lapsus den Juroren erst die Möglichkeit gegeben hatte, ihn aus dem Endkampf hinauszuwerten. Insofern richtete sich ein hoher Anteil des Gesamtärgers auch gegen sich selbst: "Es war halt ein technischer Fehler. Ich habe ein Tick zu lange gezögert. Aber da geht es um Millisekunden."

Für die junge ersatzgeschwächte Riege ging es um den Einzug in das Mannschafts-Finale am Dienstag (13.00 Uhr) und um den ersten Schritt Richtung Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Und mit drei WM-Debütanten im Team wurde diese Herausforderung glänzend bestanden, mit Rang sechs schöpfte das Sextett des Deutschen Turner-Bundes (DTB) seine Möglichkeiten optimal aus.

"Ich kann dem gesamten Team nur gratulieren und ein großes Kompliment aussprechen. Ich hatte schon ein bisschen Angst, dass am Ende ein bisschen die Luft ausgeht", sagte Hirsch. Doch seine Schützlinge hatten an den ersten fünf Geräten so stabil geturnt, dass zwei Absteiger am gefürchteten Pauschenpferd (Hambüchen und der Berliner Philipp Herder) nicht mehr wehtaten.

Glänzende Zukunftsperspektiven also, denn in der südchinesischen Metropole fehlten der DTB-Riege immerhin verletzungsbedingt der Olympiazweite Marcel Nguyen sowie die langjährigen Stammkräfte Matthias Fahrig und Sebastian Krimmer. "Ein bisschen Skepsis war vorher innerlich da", räumte Wolfgang Willam ein.

Der DTB-Sportdirektor, der sich wohl auch wegen seines hohen Amtes im Turn-Weltverband FIG an der Kampfrichterschelte seiner Landsleute nicht beteiligen wollte, erwartet nun von Hambüchen im Teamfinale, aber auch am Donnerstag in der Mehrkampf-Entscheidung einen Schub: "Schließlich ist und bleibt er ja zweifellos weltklasse."

Und da ist der Hesse mit seinem Oberfunktionär ganz auf einer Linie und hochmotiviert: "Klar will ich jetzt allen beweisen, dass ich es am Reck besser kann."

(sid)
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