Reitsport Deutschland zum 25. Mal Europameister in der Dressur

Hagen · Die Dressur-Equipe hat zum 25. Mal seit 1965 den Mannschafts-Titel der EM nach Deutschland geholt. Dennoch verlief der sonnige Tag am Teutoburger Wald nicht ohne Zwischentöne.

 Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl (Deutschland) freut sich nach ihrem Ritt.

Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl (Deutschland) freut sich nach ihrem Ritt.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Den goldenen Schlusspunkt setzte die Olympiasiegerin: Als Jessica von Bredow-Werndl und ihre vierbeinige Traumtänzerin Dalera mit 84,099 Prozentpunkten aus dem Viereck kamen, stand zum 25. Mal seit 1965 eine deutsche Dressur-Equipe als Europameister fest. Der Dank der Schlussreiterin galt ihrem Pferd, das sie überschwänglich tätschelte: "Dalera ist so da, sie ist so im Hier und Jetzt, ich kann es kaum fassen."

In Hagen am Rand des Teutoburger Waldes setzten sich von Bredow-Werndl, Rekord-Europameisterin Isabell Werth, die zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin Dorothee Schneider und Helen Langehanenberg gegen Großbritannien und Dänemark durch. Und mit der 21. EM-Goldmedaille ihrer einzigartigen Karriere um den Hals endete der Tag dann auch für Isabell Werth zumindest etwas versöhnlicher.

Wenige Stunden zuvor war die "Queen of Dressage" alles andere als amused gewesen. "Ich finde nicht, dass wir überbewertet worden sind", sagte Werth sarkastisch, nachdem sie mit ihrer Oldenburger Stute Weihegold im Grand Prix "nur" 79,860 Prozentpunkte von den sieben Preisrichtern bekommen hatte - die französische Chefrichterin Isabelle Judet hatte sie gar nur bei 77,717 gesehen.

Werth war auf 180. "Lächerlich" fand sie das Urteil, sie habe nach 30 Jahren auf allerhöchstem Niveau "durchaus ein Gefühl dafür, wie eine Prüfung auszusehen hat". Es seien am Mittwoch "keine 83 oder 85 Prozent" gewesen, aber: "Es war ganz sicher irgendwo bei 80, 81." Dass "man vielleicht mal eine andere Mannschaft vorne haben will als immer nur die Deutschen, ist ja klar".

Auch die Bundestrainerin hatte Werth und Weihegold "über 80 gesehen", relativierte aber den aufkommenden Ärger. "Wir jammern hier auf hohem Niveau", sagte Monica Theodorescu: "79,8 ist jetzt nicht runtergewertet, es ist korrekt nach Reglement gerichtet worden." Sie unterstelle auch "wirklich niemandem, dass er herkommt mit der Idee, das oder das darf jetzt nicht mehr sein".

Trotz der zwischenzeitlichen Missstimmung eroberte Werth die Führung von Großbritannien zurück. Während sich die 52-Jährige mit ihren vieldiskutierten 79,8 an die Spitze der Einzelwertung setzte, patzte Carl Hester mit En Vogue mehrfach, und auch Schlussreiterin Charlotte Dujardin mit Gio konnte das Gold für ihr Team nicht mehr retten.

Über allem schwebte Jessica von Bredow-Werndl auf Wolke sieben. Seit ihrem goldenen Olympiacoup von Tokio, erzählte sie, könne sie nichts mehr aus der Ruhe bringen: "Das Geilste hab ich doch schon erreicht." Ihr Goldpferd verlor dann doch noch einmal leicht die Fassung: Als der vierjährige Moritz von Bredow auf dem Abreiteplatz voller Freude auf seine Mutter zulief, scheute Dalera kurz, aber "JBW" hatte die Situation im Griff. Wie immer.

(kron/SID)
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