Medaillenflut am Schlusstag EM-Gold für Sprint-Staffel und Bayer

Helsinki · Die deutsche Sprint-Staffel der Frauen hat den Europameister-Titel gewonnen. In 42,51 Sekunden siegten am Sonntag bei der Leichtathletik-EM in Helsinki Leena Günther (LT DSHS Köln), Anne Cibis (MTG Mannheim), Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) und Verena Sailer (ebenfalls MTG Mannheim). Zweite wurden die Niederlande, die nach 42,80 Sekunden ins Ziel kamen. Bronze sicherte sich das Quartett aus Polen mit 43,06 Sekunden.

Leichtathletik-EM 2012: Bayer springt zum Titel
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Hallen-Europameister Sebastian Bayer sorgte für das zweite Gold für Deutschland am Schlusstag. Der 26 Jahre alte Weitspringer vom Hamburger SV siegte mit 8,34 Meter. Der Siegessatz gelang ihm im sechsten Versuch. Damit tritt er die Nachfolge des Ludwighafeners Christian Reif an, der verletzt passen musste. Zweiter wurde Luis Felipe Meliz aus Spanien, der 8,21 Meter weit sprang. Platz drei ging an den Schweden Michael Torneus mit 8,17 Meter.

"Was im Einzel gewesen ist, war vor der Staffel Wurst", sagte Deutschlands schnellste Sprinterin Verena Sailer. Die Schlussläuferin, die im 100-Meter-Einzelrennen ihren EM-Titel mit Platz Sechs verloren hatte, machte mit deutlichem Vorsprung den Sieg perfekt. Zuletzt hatte eine deutsche 4x100-Meter-Staffel 2002 bei der Heim-EM in München und vier Jahre zuvor in Budapest den Titel gewonnen. "Ich hatte Angst, dass ich nicht laufen kann, aber dann war soviel Adrenalin da und ich konnte richtig Gas geben", freute sich Sailer.

Männer-Staffel sprintet zu Silber

Mit Muffensausen war die erst 21 Jahre alte Leena Günther ins ersten Finale bei einer Aktiven-EM gegangen, obwohl sie schon 2009 mit der U 20-Sprint-Staffel einen EM-Titel geholte hatte. "Ohne Nervosität ging das nicht, aber das muss ja auch so sein", sagte die kesse Kölnerin. "Ich war schon aufgeregt, aber dann geht es am besten." Sprint-Aufsteigerin Tatjana Pinto konnte es gar nicht fassen, einen Tag vor ihrem 20. Geburtstag bei ihrer EM-Premiere gleich Gold geholt zu haben. "Ich muss das erst mal ein bisschen sacken lassen."

Bayer, als Favorit gestartet, machte es drei Jahre nach seinem sensationellen 8,71-m-Sprung zu Europarekord und Gold bei der Hallen-EM von Turin spannend. Erst im fünften Versuch drehte der gelernte Bürokaufmann richtig auf, segelte von Position vier aus auf 8,33 und ließ dann noch einmal 8,34 folgen.

"Die erste beiden Sprünge waren auch sehr weit", sagte Bayer, nachdem er sich auf Rang drei der Weltrangliste katapultiert und das sechste Gold bei dieser EM für Deutschland gewonnen hatte: "Dann ging mit etwas die Flatter im dritten. Ich dachte mir, bloß nicht ungültig machen." Und er behielt die Nerven. "Im Nachhinein kann ich darüber lachen. Aber für den Kopf war es der anstrengendste Wettkampf, den ich je gemacht habe", meinte Bayer, "es hat sehr viel Energie gekostet, diese Zitterpartie zu überstehen. Jetzt bin ich einfach nur glücklich."

Silber und Bronze für Stabhochspringer

Die deutsche 4 x 100-Meter-Staffel der Männer machte es den Frauen fast nach und holte Silber. Julian Reus (Wattenscheid), Tobias Unger (Stuttgart) Alexander Kosenkow (Wattenscheid) und Lucas Jakubczyk (Berlin) mussten sich am Sonntag in 38,44 Sekunden nur den Niederländern geschlagen geben, die in 38,34 Sekunden siegten. Bronze gewann Frankreich mit Einzel-Europameister Christian Lemaitre.

Auch Stabhochspringer Björn Otto sicherte sich die Silbermedaille. Bei besten Bedingungen meisterte der 34-Jährige von der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen 5,92 Meter und feierte den größten Erfolg seiner langen Karriere. Besser als der Routinier war nur der Franzose Renaud Lavillenie, der am Sonntag mit der Weltjahresbestleistung von 5,97 Metern seinen EM-Titel von Barcelona verteidigte und nun als Favorit zu den Olympischen Spielen nach London fährt.

Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) eroberte mit 5,77 Bronze; dies ist die zwölfte Medaille der deutschen Stabhochspringer in der EM-Geschichte. Mit der gleichen Höhe landete Malte Mohr (Wattenscheid) auf dem für ihn enttäuschenden vierten Platz.

Vize-Weltmeisterin Nadine Müller sorgte im Diskus für eine weitere Silbermedaille. Mit 65,41 Meter musste die 26-Jährige aus Halle/Saale sich Kroatiens Europameisterin Sandra Perkovic geschlagen geben, die sich nach zwei ungültigen Versuchen im dritten Durchgang mit der Goldweite von 67,62 m vor dem Aus gerettet hatte. Die noch 18-Jährige Anna Rüh (Neubrandenburg) verpasste als Vierte hinter der Russin Natalja Semenjowa (62,91) Bronze mit 62,65 m nur um 26 Zentimeter, Fünfte wurde Julia Fischer (Berlin) mit 62,10 m.

4x400-m-Staffel läuft zu Bronze

Die 4x400-m-Staffel der Männer holte zum Abschluss die 16. Medaille für das deutsche Team. Schlussläufer Thomas Schneider (Dresdner SC) sicherte mit einem beherzten Lauf Bronze in 3:01,77 Minuten hinter den siegreichen Belgiern (3:01,09) und den zweitplatzierten Briten (3:01,56). Den Grundstein zum Medaillengewinn hatten zuvor Jonas Plass (Team Wendelstein), Kamghe Gaba (LG München) und Eric Krüger (SC Magdeburg) gelegt.

Zuvor hatten die mit Esther Cremer (TV Wattenscheid), Janin Lindenberg (SC Magdeburg), Christiane Klopsch (LG Friedberg-Pauberbach) und Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt) in 3:27,81 Minuten beim Sieg der Ukraine (3:25,07) Rang fünf belegt.

(dpa/sid)
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