Freitauchen in eiskaltem Nass Eishockey spielen unter Wasser

Düsseldorf (RPO). "Eishockey unter Eis" - auch Unterwassereishockey genannt: Dieser Sport ist eine Verbindung aus Freitauchen und Eishockey in eiskaltem Wasser. Der Weltrekordhalter im Streckentauchen unter Eis, Christian Redl, erfand diesen Sport.

In eisiger Tiefe: Unterwasser-Eishockey
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Für das Gewöhnliche hatte Phillip von Heydebreck noch nie etwas übrig. Dafür weicht sein Leben wohl auch zu sehr von dem ab, was in unseren Breitengraden gerne als "normal" bezeichnet wird. Der Münchner wuchs als Sohn deutscher Eltern in Brasilien auf und lebte mehr als 20 Jahre in Südamerika - dort, wo andere Menschen Urlaub machen. Am Strand und bei warmen Temperaturen. "Da ist es wohl normal, dass meine Hobbys von den üblichen Freizeitaktivitäten abweichen. Seit der Begegnung mit einem Hai fasziniert mich das Freitauchen", sagt er.

Der 38-Jährige liebt das Extreme. Am meisten im Wasser. Seine neueste Lieblingsbeschäftigung ist das Eishockeyspielen unter Wasser - eine Verbindung aus Freitauchen und Eishockey. Seit zwei Jahren übt er diese Sportart aus und vertritt Deutschland bei den Weltmeisterschaften (23. bis 25. Februar) im Kärntener Weissensee.

"Zugegeben, es ist völlig abgedreht", sagt der Maschinenbauingenieur, "aber es macht Riesenspaß." Die Spielweise ähnelt dem herkömmlichen Eishockey. Gespielt wird dreimal zehn Minuten auf einem acht mal sechs Meter großen Feld. Entscheidender Unterschied: Die Spielfläche befindet sich auf der unteren Seite der Eisfläche. Bei etwa zwei Grad Wassertemperatur. Demnach zeigen auch die Tore und Werbebanden vom Eisrand abwärts in Richtung Grund des Sees.

Je zwei Sportler treten gegeneinander an. Ziel ist es, den Styropor-Puck, dessen Auftrieb ihn beständig an der Unterseite des Eises hält, mit dem Schläger ins gegnerische Tor zu befördern. Dabei ist jeglicher Körpereinsatz erlaubt. Einzig die Taucherbrille ist tabu. "Das ist eine echte Grenzerfahrung für Körper und Psyche, denn wir halten uns allein durch Luftanhalten unter Wasser auf", sagt Christian Redl.

Der Österreicher hält den Weltrekord im Streckentauchen unter dem Eis (90 Meter) und ist der Erfinder dieser Sportart. "Vor gut zwei Jahren fiel mir ein Foto meines Trainingskollegen Jaromir Foukal in die Hände, auf dem er unter Wasser einen Eishockeyschläger hielt. Und da dachte ich, das sollte man doch mal ausprobieren", so Redl weiter.

Gesagt, getan. Der 30-Jährige fand erfahrene Freitaucher und Unterwasserrugby-Spieler als Mitstreiter. Einer davon ist Philipp von Heydebreck. "Es hat mich anfangs Überwindung gekostet. Denn anders als beim Freitauchen, wo es auf einen ruhigen Puls von etwa 40 Schlägen pro Minute ankommt, schnellt der Puls beim Eishockey durch die Aktivität in die Höhe", sagt der Sportler des Vereins Delphine München.

"Man hat ständig das Gefühl, man brauche Luft." Doch Atmen ist nur im Einstiegsloch möglich. Von Heydebreck schafft es im freien Gewässer gut fünfeinhalb Minuten ohne Sauerstoff. Beim Eishockey taucht er nach etwa 40 Sekunden auf. "Das Problem ist die Orientierung, denn die Umgebung ist dreidimensional. Je nach Lichteinfall sieht man oft das Loch nicht mehr", erklärt Redl. Deshalb sollen Fahnen unter Wasser als Orientierung dienen.

Von Heydebreck und sein Partner Mark da Costa Jütte trainieren etwa zwei- bis dreimal wöchentlich im Schwimmbad für die WM. Dabei stehen gewöhnliche Freitauchübungen auf dem Programm. Per Simulation sollen das Ablösen und die Taktik geübt werden. Denn eine Liga gibt es nicht. Bislang trafen sich die Nationen einzig zu Länderspielen.

Bei der WM-Premiere kommt es also zum ersten Aufeinandertreffen der Teams aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen, Monaco und der Slowakei. Griechenland und die Schweiz könnten noch kurzfristig dazustoßen. Gespielt wird im K.o.-System. Eine Prognose hinsichtlich der Titel-Chancen wollte von Heydebreck nicht abgeben: "Mal sehen, wer den längeren Atem hat!"

(RP)
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