Verleihung des Laureus-Awards Deutsches Quartett hofft auf "Sport-Oscar"

Abu Dhabi (RPO). Schräg gegenüber des gigantischen Einkaufszentrums läuft ein öffentlicher Countdown, wie vor dem Start Olympischer Spiele: "Noch x Tage, xx Stunden und Sekunden bis zum Laureus-Award." Schon über der Autobahnbrücke ins Nachbar-Emirat Dubai hängen die Plakate, überall in der Stadt sind sie zu sehen. Auf einer festlichen Gala am Montag werden die Preise verliehen, und in Sebastian Vettel, Martin Kaymer, Thomas Müller und Verena Bentele zählen in diesem Jahr auch vier Deutsche zum illustren Kreis der nominierten Sportstars aus aller Welt.

Laureus 2010: die schönen Frauen
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Der Laureus, der "Sport-Oscar", ist eine große gesellschaftliche Nummer im Öl- und Tourismus-Emirat am Persischen Golf. Die Herrscherfamilie um Emir Chalifa bin Zayid Al Nahyan hat keine Mühen gescheut, um die Sportstars in ihr Reich zu locken. Auf die Kosten kommt es ohnehin nicht an. Das alles ist schließlich auch Werbung für die Stadt. Weltweit beachtete Sportevents wie die Formel-1-WM oder die FIFA-Club-WM gehören zur PR-Strategie des Emirates.

Die im Wesentlichen von Mercedes initiierte Laureus-Stiftung kürt bereits zum zwölften Mal die Weltsportler des Jahres. Formel-1-Champion Vettel ist als Kandidat für die Wahl Sportler des Jahres nominiert, WM-Torschützenkönig Müller und Golfstar Kaymer stehen beim "Durchbruch des Jahres" auf der Liste, und die fünffache Paralympics-Siegerin Bentele bei den "Sportlern mit Behinderung".

Vettel und Müller werden jedoch nicht persönlich anwesend sein, wenn die Preise vergeben werden. Berufliche Verpflichtungen. Ob Thomas Müller nach dem 2:3 mit den Bayern in Köln überhaupt zum Feiern zumute gewesen wäre, darf man auch bezweifeln. Bentele hat dagegen schon ihr Abendkleid ausgesucht und freut sich: "Montag werde ich bestimmt aufgeregt sein. Für mich ist schon die Nominierung eine große Ehre und etwas sehr Besonderes."

Sportjournalisten und Jury ermittelten Nominierten

Vorgeschlagen werden die Nominierten von Sportjournalisten weltweit, die Wahl erfolgt durch die 46-köpfige "Academy" aus nicht mehr aktiven Topstars, zu der auch Franz Beckenbauer, Boris Becker und Katarina Witt gehören und deren Vorsitzender der ehemalige Hürden-Star Edwin Moses ist. "Es gab eine Reihe großer Sportereignisse im vergangenen Jahr, und wir haben uns mit der Wahl sehr schwer getan", erklärte Moses, "es verspricht eine der tollsten Veranstaltungen zu werden, die wir jemals hatten."

Die Gala mit der Wahl ist das Schaufenster nach draußen, die große Plattform für die Stiftung, deren Zweck es ist, Geld, viel Geld zur Unterstützung armer Kinder weltweit und die Beseitigung sozialer Missstände zu sammeln. 40 Millionen Euro Spendengelder wurden bereits aufgebracht, die in weltweit 83 sportbezogene Sozialprojekte geflossen sind. Etwa vier Millionen brachte die Gala 2010 an gleicher Stelle.

100 Fernsehteams weltweit werden von der Gala berichten, deren Erlös ebenfalls in die Stiftung fließt. In Deutschland zeigen Sport1 und Sat.1 Bilder, die einen auf der Sport- die anderen auf der Celebrity- und Klatsch-Schiene. Die Grenzen sind bei diesem Event längst verwischt.

"Black Tie" (festliche Abendkleidung, lang für die Dame, Smoking für den Herren) lautet der Dress Code für die von Hollywoodstar Kevin Spacey moderierte Preisverleihung im 2800 Plätze fassenden Ballsaal des Hotels Emirates Palace. Der 19 Milliarden Dollar teure Bau gilt als eine der luxuriösesten Herbergen dieser Welt. Die Gäste betreten den Saal über einen roten Teppich, alles wie in Hollywood. Der Sport feiert dort in einer Welt, die mit Stehplatzbesuchern gar nichts mehr zu tun hat. Der gute Zweck heiligt die Mittel.

(SID/bto)
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