Auch Olympia-Start sicher Deutsche Springreiter gewinnen WM-Bronze

Tryon · Die deutschen Springreiter haben bei der WM in den USA Bronze geholt. Den Grundstein legte die starke Simone Blum als beste Einzelreiterin. Den dritten Platz und damit die Olympia-Qualifikation machte Marcus Ehning als letzter Reiter perfekt.

 Marcus Ehning beim CHIO in Aachen.

Marcus Ehning beim CHIO in Aachen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Otto Becker riss die Faust nach oben, als Bronze sicher war. Laura Klaphake sprang ihrem Vater in den Arm und herzte Simone Blum - die Feier der WM-Medaille begann beim deutschen Springreiter-Team am Freitag in Tryon direkt neben dem Stadion. „Geil, geil, einfach nur geil. Das ist ein Traum, der hier wahr geworden ist“, jubelte die strahlende Klaphake. Und Blum meinte: „Das ist nicht zu fassen - Wahnsinn!“

Mit dem Null-Fehler-Ritt von Marcus Ehning haben die deutschen Springreiter bei den Weltmeisterschaften in den USA den dritten Platz geschafft. Der 44-Jährige aus Borken ritt mit Pret A Tout die entscheidende Runde und blieb fehlerfrei.

„Das Team hat das verdammt gut gemacht“, kommentierte Ehning das spannende Finale, in dem es hin und her ging. „Wenn ich mit meinen zittrigen Händen richtig gerechnet habe, dann haben wir Bronze sicher“, sagte Bundestrainer Becker unmittelbar nach Ehnings Bronze-Ritt. Die Entscheidung über Gold und Silber fiel erst im Stechen und endete mit Gold für die USA vor Schweden.

„Das ist der Hammer“, sagte Becker. „Damit hätten wir kaum gerechnet. Mit diesem jungen Team ist das Wahnsinn.“ Das deutsche Team krönte seine Aufholjagd, nachdem es in der ersten von drei Runden nur auf Rang acht geritten war.

Zum Quartett gehörten außer Ehning die überragende Blum aus dem bayerischen Zolling mit Alice sowie Maurice Tebbel aus Emsbüren mit Don Diarado und Klaphake aus Mühlen mit Catch me if you can. Mit dem dritten Platz sicherte sich das deutsche Team in den USA auch die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 – so wie die anderen Mannschaften unter den besten Sechs. „Das war das Minimalziel“, wie Dennis Peiler sagte, der Sport-Geschäftsführer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

Die überragende Reiterin des deutschen Quartetts in Tryon war Blum. Sie hatte bereits in der ersten und zweiten Runde herausragenden Leistungen gezeigt – und behielt auch am Freitag die Nerven. Die 29-Jährige ritt ihre Stute Alice bei ihrem ersten Einsatz bei einer großen internationalen Veranstaltung sicher und souverän über die Hindernisse. Im Einzel ist sie jetzt Erste vor den beiden Runden am Sonntag. Zweiter ist der für Österreich startende Deutsche Max Kühner mit Chardonay vor dem Schweizer Martin Fuchs mit Clooney.

Die WM-Debütantin aus dem bayrischen Zolling glänzte erneut, flog mit ihrem Weltklasse-Pferd über den 545 Meter langen Parcours mit 14 Hindernissen. „Es war hoch und schwer“, sagte Blum. „Ich bin einfach nur glücklich, mit diesem Erfolg hätte ich im Vorfeld nie gerechnet.“

„Das hat sie im Griff“, lobte Peter Hofmann, bei den Springreitern der Vorsitzende des Ausschusses. „Das waren hier drei Runden wie aus dem Bilderbuch. Man hätte viel Geld gewonnen, wenn man darauf vorher gewettet hätte.“

Aus dem deutschen Team blieb in den drei Teilprüfungen nur Blum ohne einen einzigen Fehler. Jetzt hat sie am Sonntag noch die Chance, in der Einzelentscheidung eine Medaille zu gewinnen. „Jetzt müssen wir fokussiert bleiben“, sagte Blum.

Laura Klaphake musste nach der Verweigerung des ersten Tages mit Catch me if you can am Freitag erneut einen Dämpfer erleben. Am letzten Sprung der Dreifachen Kombination kassierte die 24 Jahre alte Reiterin einen Abwurf und ritt mit vier Strafpunkten aus dem 20 000-Zuschauer-Stadion, das nicht einmal zur Hälfte gefüllt war.

„Das war ein doofer Fehler“, kommentierte Heinrich-Hermann Engemann, der Co-Trainer des deutschen Teams. „Am Ende hat sie die Stange nur mit der Hufspitze berührt.“ Die Reiterin selber meinte: „Mit hat heute das Quäntchen Glück gefehlt. Mein Pferd sprang gut, ich habe erst zwei Galoppsprünge nach der Kombination gehört, dass eine Stange gefallen ist.“

Nach Klaphake ritt Maurice Tebbel in den Parcours. Doch der 24-jährige patzte wie in den Vortagen. Mit Don Diarado kassierte Tebbel an der selben Stelle wie Klaphake einen Abwurf. Zudem ritt er zu langsam und beendete den letzten WM-Ritt mit fünf Strafpunkten. „Das war natürlich scheiße. Ich habe etwas Pech gehabt. Das ist sehr ärgerlich“, sagte Tebbel. Als letzter Starter musste Marcus Ehning einreiten und zeigte einen starken Auftritt. „Das war nichts für schwache Nerven“, sagte Becker.

(dpa/ako)
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