Änderung des Wettkampfkalenders Deutsche Fechter schlagen Alarm

Düsseldorf · Passend zur aktuellen Debatte um mehr Fördermittel für den Sport schlagen die deutschen Fechter Alarm. Nach einer Veränderung des internationalen Wettkampfkalenders kommen 2014 gewaltige Mehrkosten auf den Verband zu.

Olympia 2012: Fechter Bachmann stürzt von der Planche
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Den Taschenrechner muss Sven Ressel derzeit häufiger bemühen, als ihm lieb ist. Seitdem der Weltverband FIE in der vergangenen Woche den neuen internationalen Wettkampfkalender vorstellte, steht der Sportdirektor des Deutschen Fecher-Bundes (DFeB) vor teilweise gravierenden Problemen. Eine deutlich längere Wettkampfphase, mehr Turniere im Ausland und Sorgen um die deutschen Traditions-Weltcups: Die Neuregelung trifft die deutschen Fechter hart. Vor allem finanziell.

"Die Kosten für die Teilnahme an den Weltranglistenturnieren nehmen enorm zu", sagte Ressel dem SID: "Wir bekommen immer mehr Probleme. Sowohl finanziell und zeitlich als auch organisatorisch." Auch wenn die Gesamtzahl der Turniere gleich bleibt, müssen die deutschen Sportler häufiger weit reisen. So finden für Peking-Olympiasiegerin Britta Heidemann und ihre Degen-Kolleginnen künftig nur noch drei von acht Weltranglistenturnieren in Europa statt.

"Monumentaler Schritt in die Zukunft"

Drei Monate länger dauert die Saison ab dem Jahr 2014, der Weltverband FIE richtet seine Strategie ganz klar auf andere Kontinente aus. Mit einer weltweiten Grand-Prix-Serie an Austragungsorten mit "Symbolcharakter" hofft die FIE auf eine bessere TV-Vermarktung. Dies sei ein "monumentaler Schritt in die Zukunft", hieß es in einer Mitteilung des Weltverbandes.

Für den deutschen Verband ist dies eher ein Schritt in eine unsichere Zukunft. Für das Jahr 2014 bezifferte Ressel den Mehrbedarf des finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Verbandes auf etwa 170.000 Euro, etwa 30 Prozent des entsprechenden Budgets. Die zusätzlichen Mittel habe der Verband bereits beantragt.

"Wenn wir das Geld nicht bekommen, müssten wir einen Notplan erstellen", sagte Ressel. Dies würde dann eventuell bedeuten, dass weniger Sportler zu den Turnieren reisen könnten oder Veranstaltungen komplett ausgelassen werden müssen: "Es wäre schlimm, wenn es so kommen würde." Denn mit Blick auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 müssen sich die Fechter bereits in der Saison 2014/2015 Jahr gute Ausgangspositionen in der Weltrangliste verschaffen.

Das besondere Problem im kommenden Jahr: Durch die Umstellung auf den neuen Kalender gibt es waffenübergreifend 18 zusätzliche Turniere, davon voraussichtlich bis zu zehn außerhalb Europas. "Die hatten wir natürlich nicht in unserer Finanzplanung. Es war zwar bekannt, dass etwas verändert werden sollte, aber Details waren uns nicht bekannt", sagte Ressel, der für 2015 zwar dann etwas Licht im Dunkel sieht, aber keinesfalls Entwarnung gibt: "Eine solche Verlängerung des Kalenders ist nicht nachvollziehbar."

Doch nicht nur für den Verband, auch für die Sportler birgt der neue Zeitplan Probleme. "Eine duale Karriereplanung wird dadurch doch noch schwieriger", betonte der Sportdirektor. Zudem gebe es immer weniger Zeit zur Regeneration.

Darüber hinaus fürchtet der DFeB einen Wegfall der deutschen Weltranglistenturniere. Für die bisherigen vier Konkurrenzen musste sich der Verband im Zuge der Neugestaltung neu bewerben. Mit ungewissem Ausgang.

"Unser Faustpfand ist, dass wir sehr gut organisierte Turniere mit langer Tradition haben, teilweise 60 Jahre", sagte Ressel: "Aber wenn beispielsweise Doha oder Katar Geld reinwerfen und dann die Turniere bekommen, weil bei der FIE das Blinken in den Augen anfängt, dann ist das problematisch."

(sid)
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