Lügendetektor-Test bestanden Das Warten auf das Contador-Urteil

Lausanne/Leipzig · Das Schlusswort gehörte Alberto Contador. Nach vier Tagen mit Kreuzverhören, Unschuldsbeteuerungen und einem Lügendetektortest überließen die CAS-Richter dem Doping-Beschuldigten hinter verschlossenen Türen für 15 Minuten das Wort. Es war Contadors letzte Chance, die Juristen des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) in Lausanne davon zu überzeugen, dass der positive Test von der Tour de France 2010 nichts mit Doping zu tun hatte.

Das ist Alberto Contador
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Schweigend und mit geröteten Augen verließ Contador am Mittag den Schauplatz am Genfer See. Nun beginnt die Zeit des Wartens. Mit einem Urteil des dreiköpfigen CAS-Gremiums wird Anfang Januar gerechnet. "Wir sind zufrieden, aber wir dürfen nichts weiter sagen", sagte ein Anwalt Contadors.

Über 100 Kontrollen seit 2008

Bereits um sieben Uhr morgens war Contador zum letzten von vier Verhandlungstagen erschienen. Die Anwälte des spanischen Radprofis und der nationale Verband verteidigten vor dem CAS noch einmal ihren Standpunkt der Unschuld und des Freispruchs. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der Radsport-Weltverband (UCI)
plädierten für eine Sperre.

Am Mittwoch war Contador ins Kreuzverhör genommen worden. Der 28-Jährige soll wiederholt haben, was er bereits in mehreren Erklärungen hatte verlauten lassen: "Ich bin einer der meist getesteten Athleten des Planeten. Seit 2008 bin ich mehr als 100 Mal kontrolliert worden, beim diesjährigen Giro waren es allein 16 Kontrollen."

Nun muss der CAS entscheiden, ob Contador während seines Sieges bei der Tour de France 2010 mit dem muskelbildenden Mittel Clenbuterol gedopt hat oder nicht. Der Spanier hatte stets seine Unschuld beteuert. Den positiven Test erklärte der 28-Jährige mit dem Verzehr von mit Clenbuterol verseuchtem Fleisch.

Fragwürdiger Lügendetektor-Test

Bei seiner Verteidigung hatte Contador alle Register gezogen und hatte 13 Zeugen, darunter einige Radprofis, aufgerufen. Im Vorfeld war der schmächtige Kletterkünstler eigens in die USA gereist, um sich bei dem Experten Louis Rovner einem Test am Lügendetektor zu unterziehen. Rovner sagte dem Vernehmen nach vor dem CAS aus, dass Contador den Test bestanden habe. Unter anderem will Rovner den Spanier gefragt haben, ob er in seiner Karriere jemals gedopt hat.

Die Ergebnisse des Polygraphen dürften vom CAS durchaus angezweifelt werden. Nicht zuletzt deshalb, weil Rovner der früheren Sprint-Königin Marion Jones 2004 bescheinigte, nicht gelogen zu haben, als sie sagte, sie habe nie gedopt. Jahre später räumte Jones jedoch das Gegenteil ein und wurde wegen Meineids ins Gefängnis gesteckt.

Saxo Bank vor dem Aus?

Eine Zeit hinter Gittern droht Contador nicht, maximal müsste er für zwei Jahre vom Rad steigen. Zudem werden alle Ergebnisse, so beantragte es zumindest die UCI, seit dem positiven Test gestrichen.
Contador würde folglich seine Sieg beim Giro 2011 und bei der Tour 2010 verlieren.

Auch für sein Saxo-Bank-Team wäre eine Sperre vermutlich mit drastischen Konsequenzen verbunden. Wenn Contador seine UCI-Punkte verliert, droht der Mannschaft der Verlust der WorldTour-Lizenz. Ein UCI-Sprecher kündigte bereits an, die Lizenzkommission werde sich mit der Angelegenheit nach dem Urteil befassen.

Außerdem müsste sich Teamchef Bjarne Riis nach einem neuen Kapitän umsehen. Anfang des Jahres dürfte dies ein unmögliches Unterfangen werden. Ein Rückzug des Hauptsponsors, der über sein Engagement Jahr für Jahr neu entscheidet, ist nicht ausgeschlossen. Erst kürzlich hatte sich Riis Co-Sponsor SunGuard zurückgezogen.

(dapd/sgo)
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