Deutscher Profi überrascht bei der Darts-EM DJ Ötzi statt Taylors Wunderland – Dortmund steht Kopf dank Hopp

ennis wurde groß mit Boris Becker, Formel 1 mit Michael Schumacher. Darts ist noch immer klein. Aber ein 22 Jahre alter Hesse macht Hoffnung auf den Durchbruch. Die Fans fordern: „Hopp for President“.

Darts-Profi begeistert bei der Darts-EM in Dortmund
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Max Hopp begeistert bei der Darts-EM in Dortmund

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Foto: dpa/Ina Fassbender

Aus den Kehlen von tausenden euphorischen Fans erklingt der Klassiker „Hey Baby“ von DJ Ötzi. Weil der Song wieder in ist? Nein, es ist schlicht die Einlaufmusik ihres Helden. Der Bierkonsum steigt von Stunde zu Stunde, der Alkoholpegel auch - und auch die Anfeuerungsrufe für den deutschen Star werden immer lauter. „Maxi Maxi Hopp, Maxi Hopp, Maxi Maxi Hopp“ brüllen die bunt und kreativ verkleideten Anhänger lautstark und rhythmisch, der Gegner wird konsequent ausgepfiffen. Wenn dieser das Doppel zum Gewinn eines Legs verfehlt? Kollektiver Jubel.

Ein 22 Jahre alter Hesse lässt die Westfalenhalle in Dortmund beben, indem er immer besser Pfeile auf die kleine, im Publikum kaum erkennbare, Scheibe wirft. Max Hopp gilt seit Jahren als größtes deutsches Talent. Sein Name steht für Hoffnung auf eine bessere Zukunft in dem Sport, der schon heute viele tausend Fans in die Hallen und vor den Fernseher lockt. „Hopp for President“, frohlocken erste Zuschauer in der Halle. Etwa 10 000 sind es an diesem Sonntag, über 25 000 am gesamten Wochenende bei der Darts-Europameisterschaft in Dortmund.

„Max Hopp hat realisiert, worum es geht“, sagt eben jener Max Hopp in den Katakomben der Halle. Der Druck auf den Hessen ist gewaltig. Er ist das Gesicht der Veranstaltung, er trägt die Last einer Darts-Nation, die bisher immer außen vor war, wenn die großen Titel ausgespielt wurden. Sein Halbfinal-Einzug bei der EM ist ein Novum: Noch nie war ein Deutscher zuvor auch nur ins Viertelfinale gekommen, noch nie stand ein Deutscher bei einem der Major unter den letzten Vier.

„Es ist unbeschreiblich“, beschreibt der Idsteiner. Das Spiel mit den Fans hat er bestens verstanden. Zu seiner Einlaufmusik von DJ Ötzi befeuert er die Massen schon, mit 22 Jahren gibt er sich smart und cool, aber auch mitreißend. Vor entscheidenden Würfen auf das Doppel nimmt sich Hopp, anders als seine Kollegen, alle Zeit: Das Publikum wird unruhiger, ein Raunen geht durch die weitläufige Halle. Hopp trifft, die Hände fliegen nach oben, Bierbecher werden in die Luft geschleudert.

„Darts ist einfach klasse. Die Spieler sind gut, die haben einen tollen Nickname, ein Trikot, ein Design, einen Einlauf, eine Showeinlage auf der Bühne. Das steckt die Leute an. So verbreitet sich das Darts-Fieber“, sagte der Hesse schon vor dem Turnier. Dass viele Zuschauer wegen der Show, der aufgeheizten Stimmung und der stundenlangen Sause da sind, findet Hopp sogar gut.

Er selbst hat in diesen EM-Tagen bewiesen, wie schnell sich die Zuschauer auch auf das Wesentliche konzentrieren können. In seinem packenden Viertelfinale gegen Darren Webster schraubten die Fans ihre allgemeinen Partygesänge zurück, auch vom „Taylor Wonderland“ zu Ehren von Rekord-Weltmeister Phil Taylor war nichts mehr zu hören. Stattdessen sangen sie nur: „Maxi Maxi Hopp, Maxi Hopp, Maxi Maxi Hopp.“

(dpa)
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