„Sie war eine starke Frau“ Frühere Kollegen geschockt über Tod von Schwimmerin Samulski

Berlin · Der deutsche Schwimmsport trauert um Daniela Samulski. Die zweimalige Europameisterin verstarb wenige Tage vor ihrem 34. Geburtstag. Ihr Spitzname lautete „Lachzwerg“, doch sie durchlebte schwere Zeiten.

 Daniela Samulski steigt nach einem Rennen aus dem Becken.

Daniela Samulski steigt nach einem Rennen aus dem Becken.

Foto: dpa

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ärgerte sich Daniela Samulski im ersten Moment. Die Schwimmerin hatte 2009 in Rom das ersehnte WM-Gold als Zweite nur knapp verpasst. Als ihr die an Brustkrebs erkrankte Teamkollegin Janine Pietsch von ihrer Kur aus gratulierte, relativierte sich der Frust. "Da wird einem besonders klar", sagte Samulski damals, "dass wir vor allem froh und glücklich sein müssen, dass wir gesund sind."

Dieses Glück blieb Daniela Samulski nicht hold. Die Berlinerin verstarb im Alter von nur 33 Jahren. Die zweimalige Europameisterin war nach dem Karriereende 2011 an Krebs erkrankt, "sie galt als geheilt. Aber nun kam der Krebs wohl doch wieder zurück", sagte Bundestrainer Henning Lambertz der „Bild“: "Ich kann es nicht fassen. Sie war eine unserer Besten."

Samulski hinterlässt einen Sohn. Die deutsche Schwimmszene trauert um eine der erfolgreichsten Athletinnen seit der Wiedervereinigung und um eine prägende Persönlichkeit.

"Es gibt keine Worte, die auch nur im entferntesten ausdrücken können, was man nach so einer Nachricht fühlt. Unvorstellbar ist es. Ich hoffe, es gibt einen schönen Ort, an den man kommt, wenn man geht", sagte Britta Steffen. Die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 gewann in Rom an der Seite von Samulski WM-Silber und -Bronze mit der Staffel. "Mulle war für viele Schwimmerinnen ein Vorbild", sagte Steffen: "Ihre Fähigkeiten waren enorm. Sie war eine starke Frau."

„Innerlich sah es dunkel aus“

Ganz so stark wie es den Anschein machte, war Samulski aber nicht. Schon als Jugendliche litt sie an Bulimie. "Ich konnte das gut vertuschen. Aufgefallen ist das niemandem", sagte sie einmal in einem „Bild“-Interview. Sie habe versucht, im Nationalteam ihrem Spitznamen "Lachzwerg" alle Ehre zu machen, aber "innerlich sah es dunkel aus."

Die schockierende Diagnose Krebs zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Samulski mied weitgehend die Öffentlichkeit, auf Schwimmfesten sah man sie so gut wie nie. Auch Bundestrainer Lambertz, der Samulski bei der SG Essen jahrelang betreut hatte, verlor den Kontakt. Die Nachricht vom Tod seiner früheren Athletin bestürzte auch ihn. "Es war eine tolle Zeit mit ihr", sagte Lambertz.

Auch Weltrekordler Paul Biedermann trauerte: "Ich bin sehr bestürzt über diese Nachricht. Mein aufrichtiges Beileid an ihre Familie und Angehörige." Ex-Bundestrainer Dirk Lange sprach von einer "Schock-Nachricht" und drückte ebenfalls sein tiefes Mitgefühl aus: "Sie war immer ein Vorbild an Einsatz. Das tut mir sehr leid, was jetzt passiert ist." Franziska van Almsick schrieb bei Facebook: „Eine großartige Athletin ist von uns gegangen... Meine Gedanken sind bei ihrer Familie...“

Samulski war über viele Jahre eine feste Größe in den deutschen Staffeln. Die Sprintspezialistin gewann zweimal EM-Gold mit DSV-Quartetten. Ihre Sternstunde hatte sie jedoch bei der WM 2009 in Rom, als sie zwei Staffelmedaillen und über 50 m Rücken auch Einzel-Silber gewann. In Rom stellte sie auch zwei deutsche Rekorde auf (50 und 100 m Rücken), die noch heute Bestand haben.

(areh/SID)
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