CHIO in Aachen Gedenken an Reiter-Legende Winkler – Ehning überzeugt mit Platz drei

Aachen · Erst verpasste Marcus Ehning den ersten Sieg eines deutschen Springreiters beim CHIO in Aachen nur knapp, dann stand die Zeit in der Soers still. Am Rande des "Weltfestes des Pferdesports" verabschiedete der deutsche Reitsport eine seiner größten Legenden.

 Reiter tragen bei einer Erinnerungsfeier für den verstorbenen deutschen Reiter Hans Günter Winkler ein großes Banner mit einem Foto von Winkler durchs Reitstadion.

Reiter tragen bei einer Erinnerungsfeier für den verstorbenen deutschen Reiter Hans Günter Winkler ein großes Banner mit einem Foto von Winkler durchs Reitstadion.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Erst verpasste Marcus Ehning den ersten Sieg eines deutschen Springreiters beim CHIO in Aachen nur knapp, dann stand die Zeit in der Soers still. Am Rande des "Weltfestes des Pferdesports" verabschiedete der deutsche Reitsport eine seiner größten Legenden. In einer liebevoll inszenierten Trauerfeier gedachte der CHIO unter dem Motto "Aachen verneigt sich vor HGW" der in der Vorwoche verstorbenen Reiter-Ikone Hans Günter Winkler.

"Heute hier zu stehen und Hans Günter Winkler zu gedenken, fällt mir unglaublich schwer", sagte Bundestrainer Otto Becker mit tränenerstickter Stimme in einer Rede: "Du liebtest das Aachener Publikum und das Aachener Publikum liebte dich. Wir alle, Zuschauer und Reiter, werden dich sehr vermissen."

Angeführt vom viermaligen Olympiasieger Ludger Beerbaum versammelte sich die deutsche Reiter-Equipe, um Winkler in dessen "Wohnzimmer" die Ehre zu erweisen. In kleinen Einspielern auf den Leinwänden konnten die Zuschauer im größten Reitstadion der Welt nochmals auf legendäre Momente in der Karriere von "HGW", wie etwa seinen Ritt auf der Wunderstute Halla zum Olympiagold 1956 in Stockholm, zurückblicken, ehe sie Winkler mit lautem Applaus verabschiedeten.

Zuvor hatten die deutschen Springreiter für Aufsehen gesorgt, Ehning (48,72 Sekunden) fehlten auf Funky Fred nur mickrige 1,42 Sekunden im Stechen zum Sieg im Preis von Europa. Doch zufrieden war der 44 Jahre alte Routinier allemal. "Zwei Nullrunden - das gibt Motivation und Schub für die nächsten Tage", sagte der Mannschafts-Olympiasieger von Sydney und lächelte verschmitzt.

Ehning musste sich bei der mit 125.000 Euro dotierten Prüfung nur dem Schweden Henrik von Eckermann auf Castello (0/47,30 Sekunden) und dem zweimaligen Team-Olympiasieger McLain Ward (USA) auf HH Azur (0/47,56) geschlagen geben.

"Es war ein heikles Stechen", sagte Ehning und spielte damit auf die beiden Stürze an, die den Wettkampf überschatteten. "Zwei sind auf die Nase gefallen, als Familienvater geht man dann nicht mehr ganz so entspannt rein", sagte er.

Der Brasilianer Yuri Mansur wurde am dritten Hindernis von seinem Pferd Vitiki abgeworfen. Während Mansur sofort wieder auf den Beinen war, verletzte sich der zehnjährige Hengst am rechten Fesselbein und wurde in eine Spezialklinik gebracht. Auch die Team-Olympiasiegerin von Peking, Laura Kraut (USA), wurde von ihrem Wallach Confu abgeworfen, beide blieben aber offenbar unverletzt.

Starke Auftritte zeigten auch Philipp Weishaupt (Riesenbeck) auf Convall und Laura Klaphake (Steinfeld) auf Catch Me If You Can. Beide waren im ersten Umlauf fehlerfrei geblieben, doch sie verzichteten aufgrund der anstehenden Aufgaben in der Soers auf die Teilnahme am Stechen. Damit belegten sie die Plätze zehn und elf.

Während sich Weishaupt voll auf den Großen Preis am Sonntag konzentriert, schürten Ehning und Klaphake die Hoffnungen für den Nationenpreis am Donnerstagabend (19.30 Uhr/WDR). Die deutsche Equipe hatte den prestigeträchtigen Ländervergleich in den vergangenen beiden Jahren gewonnen. Simone Blum (29) wird mit Alice den Titelverteidiger als Startreiterin anführen, danach gehen Klaphake (24) mit Catch Me If You Can und Maurice Tebbel (24) mit Chaccos' Son in den Parcours. Schlussreiter der jungen deutschen Mannschaft ist Ehning (44) auf Pret a Tout.

Einen herben Rückschlag mussten derweil die Vielseitigkeitsreiter hinnehmen. Beim am Freitag beginnenden Nationenpreis müssen sie ohne den dreimaligen Olympiasieger Michael Jung und Weltmeisterin Sandra Auffarth auskommen. Sowohl Jungs Erfolgspferd Sam als auch Auffarths Opgun Louvo sind kurzfristig nicht einsatzbereit. Für die beiden rücken Andreas Dibowski mit Corrida und Kai Rüder mit Colani Sunrise ins Team nach.

(ako/sid)
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