Peta fordert Verbot Reitsport nach Tod von Allstar B im Kreuzfeuer

Aachen · Der Tod des britischen Vielseitigkeitspferdes Allstar B nach einer Verletzung beim CHIO in Aachen wird die ewige Debatte um Für und Wider der Reiterei wieder in Gang setzen. Tierrechtler fordern erneut ein Verbot.

 Rosalind Canter auf dem Pferd Allstar B reitet auf der Geländestrecke durch ein Wasserhindernis.

Rosalind Canter auf dem Pferd Allstar B reitet auf der Geländestrecke durch ein Wasserhindernis.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Bilder sind schrecklich. Auf drei Beinen steht Allstar B neben dem Hindernis, das linke Vorderbein setzt der Hengst nicht mehr auf. Um ihn herum wuseln zahlreiche Helfer und seine völlig geschockte Reiterin, die britische Weltmeisterin Rosalind Canter. Ein weißer Sichtschutz wird in aller Eile aufgestellt, das Pferd dann behutsam in einen Transporter geführt und in eine Aachener Tierklinik gebracht. Wenige Stunden später die traurige Gewissheit: Allstar B ist tot.

„Das Pferd muss eine extreme Drehbewegung gemacht haben“, sagte Klinikchef Friedrich Hanbücken der Süddeutschen Zeitung. Dabei habe es einen offenen Bruch im Krongelenk direkt über dem Huf gegeben. Der Schaden sei irreparabel gewesen, man hätte dem Pferd kein schmerzfreies Leben mehr ermöglichen können. Die Tierärzte rieten zum Einschläfern, die Besitzer folgten dem Rat.

Der Unfall sei allerdings nicht typisch für die Vielseitigkeit gewesen, sagte Bundestrainer Peter Thomsen dem SID: „Das Pferd ist wohl am Hindernis vorbeigelaufen und hat sich dabei das Bein verdreht.“ Das könne überall passieren: „Auf der Weide, im freien Galopp, in der Stallgasse, beim Verladen, beim Hobbyreiten.“

Dennoch hat der Tod eines der weltbesten Vielseitigkeitspferde die Diskussion um das Für und Wider im Reitsport neu entfacht. Am Hindernis 16 d, einem schmalen Buschoxer auf einer kleinen Anhöhe, hatte der Hengst den Weg vorbei gewählt, zum Sprung kam es nicht. „Wenn Menschen oder Tiere sich bewegen, ob schnell oder langsam, kann theoretisch immer etwas passieren“, sagte Thomsen: „Es ist natürlich tragisch und sehr traurig, dass das Pferd in diesem Fall nicht zu retten war.“

Bereits vor dem Zwischenfall hatte es bei der finalen Runde des Geländeritts im großen Reiterstadion der Soers ein paar heikle Momente gegeben. Der Schweizer Felix Vogg kam mit seiner Stute Cartania spektakulär zu Fall, Reiter und Pferd blieben unverletzt. Und am letzten Tiefsprung vor dem Wasser wackelte unter anderem auch Julia Krajewskis olympisches Goldpferd Amande de B'Neville bei der Landung bedenklich.

Der Forderung der Tierrechtsorganisation Peta nach einer Abschaffung des Reitsports begegnet Thomsen nüchtern und emotionslos. „Alle Seiten müssen daran arbeiten, sich auf einer sachlichen Ebene zu begegnen und das Reiten gesellschaftsfähig zu halten“, sagte der 61-Jährige, der in diesem Jahr die Nachfolge von Hans Melzer als Bundestrainer angetreten hat.

Die Vielseitigkeit habe schon viele Anstrengungen unternommen, um das Risiko so weit wie möglich zu minimieren. Deformierbare Hindernisse, das sogenannte MIM-System, seien dabei ein großer Schritt gewesen, sagte Thomsen: „Aber einem Unfall wie diesem kann niemand vorbeugen, kein Mensch und kein Tier, weder im Sport noch im Alltag.“

(ako/sid)
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