Erfolg beim CHIO in Aachen Deutsche Springreiter holen den Hattrick im Nationenpreis

Aachen · Deutschland holt zum dritten Mal in Folge den Nationenpreis beim CHIO in Aachen. Allerdings mussten die Springreiter lange zittern.

Die deutsche Reiterin Laura Klaphake auf dem Pferd Catch me if you can freut sich über ihren zweiten fehlerfreien Ritt.

Die deutsche Reiterin Laura Klaphake auf dem Pferd Catch me if you can freut sich über ihren zweiten fehlerfreien Ritt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Otto Becker hatte sich in dieser Woche einer Weisheit aus dem Fußball bedient, um die aktuelle Situation im internationalen Springreiten zu beschreiben: „Die Kleinen haben das Reiten gelernt“, sagte der Bundestrainer, um so auch dem Letzten klarzumachen, dass die Zeiten, in denen deutsche Siege in einem Parcours fast schon eine Selbstständigkeit waren, endgültig vorbei sind. Trotzdem machten er und seine Schützlinge keinen Hehl daraus, dass das große Ziel an diesem Donnerstagabend im Nationenpreis des CHIO auch mit verjüngter Mannschaft lauten würde: den dritten Erfolg in Folge erringen. „Da entscheiden Kleinigkeiten. Das Triple ist möglich, aber schwer“, ließ Becker wissen. Am Ende war das Triple schwer, aber Realität, denn Beckers Mannschaft gewann einen spannenden Nationenpreis.

Eine dieser von Becker benannten Kleinigkeiten fehlte Simone Blum (29) auf Alice am vierten Hindernis. Der Abwurf am Steilsprung verhinderte so einen fehlerfreien Start der ob des Todes von Hans Günter Winkler mit Trauerflor antretenden Gastgeber in den Nationenpreis. Ein Null-Fehler-Auftritt gelang dann unter dem tosenden Jubel der meisten der 40.000 Zuschauer Laura Klaphake auf Catch me if you can. Der 24-jährige Blondschopf mit dem gewinnenden Wesen wird in diesen Tagen von Aachen von manchem schon zum kommenden Star des deutschen Springreitens auserkoren.

Ebenfalls 24 Jahre alt ist Maurice Tebbel. Und dieser Maurice Tebbel, der vor anderthalb Jahren im Gespräch mit unserer Redaktion noch spürbar resigniert gesagt hatte: „Es gibt hierzulande immer drei routinierte Reiter, die werden immer ein gutes Pferd haben und deswegen immer vorne mit dabei sein. An denen vorbeizukommen, ist in den nächsten Jahren fast schon unmöglich für einen jungen Reiter wie mich“, blieb auf der 550 Meter langen Strecke mit zwölf Hindernissen auf Chacco’s Son ebenfalls fehlerlos.

In Schlussreiter Marcus Ehning (44) leistete sich schließlich der Erfahrenste auf Pret a Tout am dritten Hindernis einen Flüchtigkeitsfehler, so dass sein Team nach dem ersten Umlauf mit vier Fehlerpunkten auf Rang vier rangierte. Es führten die Niederländer und die nur mit drei Reitern angetretenen Schweizer, beide Teams ohne Fehlerpunkte. Belgien war Dritter (ein Fehler).

Ehning äußerte in der Pause Kritik am Parcours: „Wenn 14 Paare fehlerfrei bleiben, ist das für einen Nationenpreis ein zu einfacher Parcours“, sagte er. Das sah offenbar auch Parcours-Chef Frank Rothenberger so, und so kündigte dieser für Umlauf zwei einen erhöhten Schwierigkeitsgrad an. Der schien die Deutschen zu beflügeln: Bei Simone Blum blieben diesmal alle Stangen liegen. Und als dann Laura Klaphake mit ihrem zweiten fehlerfreien Ritt des Abends weiter an ihrem neuen Heldenstatus werkelte, wurde es ohrenbetäubend laut im Stadion – denn Deutschland war wieder mittendrin im Rennen um den Sieg. Die Schweizer hatten sich mittlerweile acht Fehlerpunkte erlaubt, und auch die Holländer patzten.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Maurice Tebbel leistete sich einen Fehler am fünften Hindernis. Doch auch die Belgier ließen Federn, und so führte Deutschland plötzlich vor dem Durchgang der jeweils letzten Reiter. Alles hing nun an Marcus Ehning. Und der Routinier hielt dem Druck stand: null Fehler, der Sieg für Deutschland, das Aachener Stadion ein Tollhaus. Alles wie früher also, nur eben nicht mehr ganz so selbstverständlich.

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