CHIO in Aachen Krajewski mildert Vielseitigkeits-Debakel ab

Aachen · Ausgerechnet Julia Krajewski, die das Vielseitigkeits-Team im Vorjahr EM-Silber gekostet hat, lenkt nun beim CHIO mit ihrem Einzelsieg vom Mannschafts-Debakel ab.

 Julia Krajewski absolviert auf Chipmunk den Geländeritt des CHIO in der Aachener Soers.

Julia Krajewski absolviert auf Chipmunk den Geländeritt des CHIO in der Aachener Soers.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In Sachen Vielseitigkeit hatte der CHIO am Samstag gleich drei Premieren zu bieten. So war zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers die Geländestrecke in der Soers ausverkauft, um zehn Uhr mussten die Kassen schließen. Dann gewann in Julia Krajewski eine deutsche Reiterin ihren ersten Titel in Aachen. Aber das deutsche Team erlebte zeitgleich auch sein größtes Debakel in CHIO-Zeiten. Die favorisierte Mannschaft fiel nach einem Desaster im abschließenden Geländeritt auf Rang fünf (von sieben Teams) zurück, es gewann Neuseeland. Nach Dressur und Springen war die Equipe von Bundestrainer Hans Melzer noch Erste gewesen.

„Das war wirklich nicht schön“, musste Melzer dann auch hinterher konstatieren: „Das war eine Enttäuschung.“ Im Gelände war einfach alles schief gelaufen, was schief laufen konnte: Krajewski schied aus, weil ihr Pferd Samourai du Thot verweigerte dreimal am selben Hindernis. Europameisterin Ingrid Klimke und Hale Bob verpassten ein Hindernis, Kai Rüder ritt erst in die falsche Richtung und verhinderte auf Colani Sunrise später nur mit Mühe einen Sturz. Einzig Andreas Dibowski (auf Corrida) kam gut durch die Soers. Deutschland hatte schon vor dem Wettkampf auf Olympiasieger Michael Jung und Sandra Auffarth verzichten müssen. Klimke gab sich mit Blick auf die Weltreiterspiele in Tryon/USA im September trotzdem optimistisch: „Uns Buschreiter spornt so eine Niederlage wie heute in Aachen an“, sagte die 50-Jährige.

CHIO in Aachen: Thomas Müller zu Gast auf dem CHIO
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Thomas Müller zu Gast auf dem CHIO

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Krajewski ihrerseits musste das mit dem Anspornen binnen Minuten hinbekommen, denn nach dem Fauxpas mit Samurau du Thot hatte sie mit Chipmunk ja noch ein zweites Pferd am Start – und das in aussichtsreicher Position auf den Einzelsieg. Und der Hannoveraner gab alles, so dass es für die Warendorferin am Ende hauchdünn vor dem Australier Christopher Burton zum Premierenerfolg reichte. „Chipmunk ist so ehrlich, er will alles richtig machen. Alles, was er halbwegs versteht, versucht er auch. Zu merken, dass er alles für mich tut, egal, wo ich hinsteuere, ist ein großartiges Gefühl. Tatsächlich habe ich im Ziel dann auch angefangen zu weinen, das passiert schon mal. Und ich brauchte dann auch meine Ehrenrunde, um mich wieder zu sammeln“, sagte die 29-Jährige.

Doch von Genugtuung wollte Krajewski nichts wissen. Dabei hatte das deutsche Team im Vorjahr bei der EM in Polen die Silbermedaille zurückgeben müssen, weil bei Samurai du Thot eine positive Medikationskontrolle festgestellt worden war. Krajewski beteuert seitdem wiederholt ihre Unschuld. „Zu denken, ich habe jetzt irgendwem irgendwas bewiesen, ist eigentlich nicht mein Antrieb. Ich versuche immer, für mich das Beste zu reiten“, ließ Krajeewski nun in Aachen wissen.

Das war ihr zweifelsohne gelungen, und so ist sie plötzlich der große Hoffnungsträger für Tryon. So schnell kann es im Reitsport manchmal gehen.

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