Fecht-WM Heidemann und Co. droht Olympia-Aus

Als das Olympia-Ticket in weite Ferne gerückt war, musste Britta Heidemann erst einmal getröstet werden. Während der deutsche Degen-Star von ihrem Heim-Trainer in den Arm genommen wurde, machte sich bei ihren Teamkolleginnen tiefe Leere breit. Die dramatische 42:43-Niederlage im WM-Achtelfinale von Moskau gegen China hatte bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen.

Britta Heidemann: Fecht-Olympiasiegerin aus Köln
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Das ist Britta Heidemann

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Foto: dpa, mut soe

Der Nackenschlag könnte auf dem Weg zu den Spielen 2016 in Rio noch weitreichende Folgen haben: Die Qualifikation ist nur noch mit einer Aufholjagd zu schaffen. Erstmals in der Geschichte könnte ein olympischer Mannschaftswettbewerb in der einstigen Paradewaffe ohne deutsche Beteiligung stattfinden.

"Das ist schon ein großer Dämpfer. Unsere Position hat sich verschlechtert, es herrscht schon ein bisschen Frust", sagte Sportdirektor Sven Ressel dem SID: "Hoffnung ist natürlich immer da, aber die Chancen sind nicht besonders gut."

Weltranglistenplatz fünf brauchen die Deutschen für das Ticket nach Rio - vor der WM lagen sie auf Rang zwölf. Der erhoffte erste Schritt der Aufholjagd blieb aus.

"Top acht, am besten Top vier", hatte Heidemann das Ziel vor der WM in Moskau umrissen. Es wurde nichts. Schon direkt nach der Niederlage mussten die Deutschen in einer Nebenhalle um die Ränge 9 bis 16 fechten - anstatt am Samstag im Rampenlicht die Medaillen ins Visier zu nehmen.

Dabei hatten Heidemann, Alexandra Ndolo (beide Leverkusen), Monika Sozanska (Leipzig) und Ricarda Multerer (Heidenheim) gegen den Weltranglistenfünften China eine durchaus gute Leistung abgeliefert. Trotz zwischenzeitlichen Rückstands kamen sie durch Heidemann vor dem letzten Teilgefecht wieder auf zwei Punkte heran - ehe Ndolo auf die Planche trat.

Die im Einzel bestplatzierte Deutsche kam noch weiter heran - bis eine halbe Sekunde vor Schluss erst nach einem Videobeweis die Entscheidung fiel: Beim Stand von 41:42 hatten beide Fechterinnen getroffen - doch die Deutsche dabei ihre Gegnerin auch nach hinten aus der Bahn gedrängt. Ein Straftreffer gegen China und das 42:42 wäre die Folge gewesen. Doch der Kampfrichter entschied, dass beide Treffer noch auf der Planche fielen und somit regelgerecht waren. Die Hoffnung in den Gesichter der Deutschen verwandelte sich in Enttäuschung.

Auch bei Heidemann, für die die WM alles andere als nach Plan lief. Nach Platz 19 im Einzel ging sie auch mit der Mannschaft leer aus. Erstmals seit 2000 blieb die deutsche Vorzeigefechterin in diesem Jahr ohne Medaille bei einem internationalen Wettbewerb. Auch für sie wird das Rennen um das Olympiaticket schwierig.

Durch das Einzel-Aus in der zweiten Runde wartet auch für "Plan B", die Olympia-Qualifikation über das Einzel, bei den noch anstehenden Weltcups ein hartes Stück Arbeit. Zumal die 32-Jährige aus den Top 16 der Weltrangliste herausgefallen ist und bei den kommenden Turnieren in der Qualifikation antreten muss.

Unter die besten zwei Europäerinnen muss Heidemann im Falle einer Nichtqualifikation der Mannschaft kommen. Ansonsten bliebe ihr nur die allerletzte Chance über den sogenannte Zonenentscheid. Die Teilnahme an dem "Alles-oder-Nichts"-Turnier soll aber unbedingt vermieden werden.

(sid)
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