Fotos Boxen: Wladimir Klitschkos letzter Kampf?
Der Schwergewichtsboxer Wladimir Klitschko aus der Ukraine fordert heute in Mannheim den IBF-Weltmeister Chris Byrd aus Las Vegas heraus. Für ihn ist es die Chance, doch noch einmal groß ins Geschäft zu kommen.
Die Erkenntnis, dass man sich im Leben immer zweimal trifft, kann Wladimir Klitschko nicht uneingeschränkt teilen. Sonst wäre er sicherlich noch einmal gegen seine drei bisherigen Bezwinger, Ross Purity, Corrie Sanders und Lamon Brewster, angetreten.
Zumal die beiden Letzteren seiner Ring-Karriere einen unliebsamen Knick versetzt haben, den er gern begradigt hätte. Aber einen Rückkampf gegen Purity wollte keine Fernsehstation übertragen;
beim Kampfabschluss mit Sanders hatte Klitschkos damaliger Promoter Klaus-Peter Kohl vergessen, eine entsprechende Klausel im Vertrag unterzubringen; und eine Revanche gegen Brewster scheiterte, weil dessen Manager Don King die Bedingungen allein diktieren wollte.
Heute jedoch gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Rivalen. In Mannheim fordert Wladimir Klitschko (30) zum zweiten Mal den Amerikaner Chris Byrd (35) um einen Weltmeister-Titel heraus.
Den ersten Fight gewann er im Oktober 2000 in Köln klar nach Punkten, nachdem er den Mann aus Las Vegas zweimal zu Boden geschickt hatte. Wladimir holte damit postwendend die Schwergewichts-Krone des Profi-Verbandes WBO in die Familie zurück, die Byrd ein halbes Jahr zuvor in Berlin dem älteren Bruder Vitali entrissen hatte.
In Mannheim setzt Byrd nun den IBF-Titel aufs Spiel, den er bereits viermal erfolgreich verteidigt hat. Für Klitschko geht es dabei schon um Sein oder Nichtsein, um die allerletzte Chance, doch noch einmal ins große Geschäft einzusteigen.
Verliert er, ist die Klitschko-Ära im Berufsboxen wohl endgültig beendet. Gewinnt er, so stehen ihm nach herben Rückschlägen doch noch einmal alle Türen offen. Entsprechend gewissenhaft hat er sich auf Mallorca auf diese Auseinandersetzung vorbereitet.
Der Zwei-Meter-Hüne aus der Ukraine weiß, dass es ein schwerer Gang sein wird. „Ich bereite mich auf den stärksten Chris Byrd aller Zeiten vor“, sagte er und legte noch ein Kompliment drauf: „Er ist der stärkste aller Schwergewichts-Weltmeister. Nicht ohne Grund ist er in der unabhängigen Weltrangliste die Nummer eins.“
Klitschkos Weg führte dagegen erst einmal in die Sackgasse. Die beiden schweren K.o.-Niederlagen gegen Sanders (zweite Runde) und Brewster (fünfte Runde) ließen seinen Stern verblassen. Er sei zu weich und habe ein Glaskinn, sagten die einen, und der Berliner Promoter Wilfried Sauerland zieh ihn, er sei nicht mit Herz und Seele dabei. „Alles Quatsch“, sagt er. Er werde im Ring gegen Byrd handfeste Taten sprechen lassen.
Der Gedanke an eine Niederlage habe in seinem Kopf keinen Platz, versichert Klitschko. Seine Mutmach-Parolen hören sich ziemlich pathetisch an. Er sei dankbar für die negativen Erfahrungen. Eine Zeit lang habe er nur Erfolg gehabt und sei dem Napoleon-Syndrom verfallen. „Ich hatte geglaubt, alles leicht und locker erobern zu können. Dabei wird man blind.“
Die Misserfolge hätten ihm die Augen geöffnet. Auch seinen Kritikern zolle er Dank. „Sie sind die beste Motivation.“ So spricht eher einer, der sich seiner Sache keineswegs absolut sicher ist - auch wenn der 30-Jährige betont: „Meine besten Kämpfe kommen noch.“
Damit überhaupt noch welche folgen, muss er heute gewinnen. Wladimir Klitschko weiß, um was es geht: „Das ist der wichtigste Kampf meiner Karriere.“
Klitschko und Byrd im Vergleich:Nationalität: Ukraine / USA
Erlernter Beruf: Doktor der Sportwissenschaft / Keiner
Hobbys: Golf, Kino / Familie Liebesfilme
Klitschko und Byrd im Vergleich:Größe: 200 Zentimeter / 181 Zentimeter
Gewicht: 109,3 Kilo / 96,8 Kilo
Größter Erfolg: WBO-Weltmeister 2000-2003 / Seit 14.12.202 IFB-Weltmeister
Klitschko und Byrd im Vergleich:Bilanz: 48 Kämpfe, 45 Siege (40 K.o.) / 42 Kämpfe, 39 Siege (20 K.o.)