Mannschafts-WM in Viersen Dreiband-Billard wirbt um Wahrnehmung

Viersen · Bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft in der Viersener Festhalle feiert der Dinslakener Dustin Jäschke morgen sein Debüt.

Billard wirbt um Wahrnehmung
Foto: Isenbart, Thorben

Dreiband gilt als Königsdisziplin im Billardsport. Doch königlich fühlen sich die Dreibandspieler ganz und gar nicht - nicht innerhalb ihrer Dachorganisation Deutsche Billard-Union (DBU). Und schon gar nicht im Vergleich zu anderen Sportarten. "Dreiband-Billard befindet sich derzeit unter den Randsportarten der Randsportarten", sagte DBU-Präsident Michael John im Vorfeld der WM für Nationalmannschaften in Viersen. Ausgerechnet in dieser schwierigen Lage feiert Dustin Jäschke morgen in der Festhalle sein WM-Debüt. Der 23-Jährige aus Dinslaken ist so etwas wie der Hoffnungsträger im deutschen Dreiband-Billard.

Eine Rolle, die er gerne annimmt. Er betrachtet sie weniger als Bürde denn als Herausforderung. "Die Verantwortung nehme ich gerne auf mich. Wenn ich sehe, dass die Topspieler in Deutschland und der Welt über 20 Jahre älter sind, dann sehe ich mich in einer Entwicklungsphase", sagt er. Im vergangenen Jahr durfte er in Viersen schon mal als Ersatzspieler WM-Luft schnuppern und bekam die Diskussionen um den Abschied aus der Festhalle mit. Erst als eine Bank auf den letzten Drücker als Sponsor einsprang, um eine Finanzierungslücke zu schließen, die durch einen von der Stadt gestrichenen Zuschuss entstanden war, konnte die DBU den Vertrag mit dem Weltverband bis 2018 verlängern. Dass sich die DBU so schwertut, private Geldgeber für diese hochklassige Traditionsveranstaltung zu finden, hängt in erster Linie mit der bescheidenen TVPräsenz zusammen. Die ist für Jäschke auch ein Grund, wieso Dreiband sich in Sachen Nachwuchs so schwertut. "Es liegt aber auch daran, dass man beim Dreiband Geduld braucht. Jugendliche verlieren schnell die Lust und versuchen es mit Snooker oder Pool-Billard", sagt Jäschke. In seiner Altersklasse ist er in Deutschland mit Abstand der Beste, zur nächsten Generation mit dem Nettetaler Tom Löwe (18) und dem Erlanger Marcel Back (17) klafft eine große Lücke.

Jäschke hatte Geduld. Schon mit drei Jahren machte er auf dem heimischen Billardtisch die ersten Versuche, mit 15 entdeckte er seine Leidenschaft fürs Dreiband. "Profi zu werden, ist mein größter Traum", betont Jäschke. Neben seinem Job als Auto-Verkäufer nutzt er jede freie Minute zum Training oder zur Video-Analyse. Und da gibt es einiges zu analysieren, denn er spielt nicht nur in der Bundesliga für Bottrop, sondern wie viele deutsche Spieler auch noch in Belgien und in den Niederlanden. Seit er 2015 WM-Ersatzspieler war und im weiteren Verlauf des Jahres sogar das German Dreiband Masters gewann, setzt die DBU voll auf ihn als Mann der Zukunft. Bei drei Weltcup-Turnieren war er schon dabei. Perspektivisch hofft Jäschke, über gute Leistungen bei den Weltcups Sponsoren zu finden, die es ihm ermöglichen, sich voll auf seinen Sport zu konzentrieren. Alternativ würde er gerne in die Sportkompanie der Bundeswehr gehen. So wie Martin Horn aus Essen, der dort 16 Jahre diente, anschließend Profi wurde und seit vielen Jahren deutsche Nummer eins ist. "Dustin ist technisch sogar schon besser als ich. Was ihm noch fehlt, ist das regelmäßige Training mit den Besten der Zunft, um Strategie und Taktik zu verbessern", sagt Horn.

Zumindest gegen einige der weltbesten Spieler kann Jäschke ab morgen antreten, wenn er mit Christian Rudolph das deutsche B-Team bildet. Doch trotz der WM-Premiere und seiner Rolle als Hoffnungsträger wirkt Jäschke erstaunlich cool: "Ich gebe Gas und will Spaß haben. Alles andere nehme ich als Bonus."

(RP)
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