Kampage startet nach Weltmeisterschaft in Viersen Wie der Billardsport um den Nachwuchs kämpft

Viersen · Nach der Billard-Weltmeisterschaft in Viersen startet die Deutsche Billard-Union eine große Förderkampagne an Schulen, bei Vereinen und in Jugendheimen. Damit möchte der Verband wieder mehr junge Menschen für den Sport begeistern.

 Felix Wellers ist Deutscher Jugendmeister im Poolbillard.

Felix Wellers ist Deutscher Jugendmeister im Poolbillard.

Foto: TOUCH www.billard1.net/Helga Ackermann

Die Pläne zur Zukunft des Deutschen Billardsports liegen bei Helmut Biermann, Präsident der Deutschen Billard-Union (DBU), seit geraumer Zeit in der Schublade. Es geht um eine umfangreiche Förderung der Jugendspieler und eine allgemeine Stärkung des Nachwuchsbereiches in einer Sportart, der zunehmend die Kinder und Jugendlichen fehlen. „Wir haben eine große Kampagne auf die Beine gestellt. Mit der wollen wir gezielt in Vereine, Jugendheime und Schulen gehen“, sagt Biermann.

Denn der Mangel an Nachwuchsspielern sei ein großes Problem im Billard. Das habe man bereits vor Jahren erkannt und wollte mit den Projekten auch schon längst begonnen haben, führt der DBU-Präsident weiter aus. „Corona hat uns leider zurückgeworfen. Aber jetzt stehen wir in den Startlöchern. Alles ist vorbereitet und nach der Team-Weltmeisterschaft in Viersen können wir mit den Projekten so richtig loslegen.“

Die Team-WM im Dreiband musste zwei Jahre in Folge coronabedingt ausfallen, in der kommenden Woche trifft sich die Billard-Elite endlich wieder in der Viersener Festhalle. Es ist bereits das 31. Mal, dass dieses besondere Event in der kleinen Stadt am Niederrhein ausgetragen wird. „Viersen ist das Wimbledon des Billardsports“, sagt Martin Horn, Deutschlands bester Dreibandspieler, der gemeinsam mit Ronny Lindemann bei der Weltmeisterschaft antreten wird.

Auch die beiden Profis merken, dass sich in Billard-Deutschland etwas tut. „Es gibt einige talentierte Nachwuchspieler, die vom Verband super gefördert werden. Wir können mit Erfolgen für mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sorgen – auch das hilft“, erklärt das WM-Duo. Im Bereich der Aufmerksamkeit sieht Hans-Jürgen Kühl eines der großen Probleme. Der gebürtige Mönchengladbacher ist Nachwuchstrainer der Karambolspieler und vermisst Billard in der Öffentlichkeit. „Früher stand in jeder Kneipe ein Billardtisch. Da hat der Opa den Enkel mitgenommen, um Billard zu spielen. Heute findet der Sport nur noch in den Vereinsheimen statt.“

Für die Ausübung des Sports sei das zwar grundsätzlich gut, es fehle so aber an der Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Das bestätigt auch Präsident Biermann: „Der Sport läuft Gefahr, wenig Kontakt zur Außenwelt zu haben. Oft wird dann gar kein Nachwuchs generiert.“ Jugendspieler kämen dann meistens nur noch aus Familien, in denen ein Elternteil Billard spielt.

Wie bei Felix Wellers, dessen Vater Frank für den Nachwuchs beim 1. PBC Neuwerk und im Landesverband zuständig ist: Schon mit acht Jahren stand der heute 14-Jährige am Billardtisch. Im vergangenen Herbst feierte er in Bad Wildungen den Gewinn der Deutschen Poolbillard-Meisterschaft in der Altersklasse U15. „Mein Ziel ist die Teilnahme an der Jugend-Europameisterschaft im Sommer“, sagt der gebürtige Mönchengladbacher, der bereits in den deutschen Nachwuchskader aufgenommen wurde.

In diesem Bereich sei Deutschland, was die Qualität betrifft, sowieso sehr gut aufgestellt, erklären die Verantwortlichen. Und nicht selten kommen diese talentierten Spieler aus Nordrhein-Westfalen: „NRW ist die Herzkammer des Billards, ein Drittel aller Spieler ist hier zu Hause“, erklärt Biermann. Der freut sich, wenn schon bald weitere Jugendspieler dazu kommen können – nämlich dann, wenn er die Pläne zur Zukunft des Sports endlich aus seiner Schublade holen kann und die Kampagne zur Nachwuchsförderung startet.

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