Neuer Trend Fitness-Flatrate Keine Ausreden für Sportmuffel

Berlin · Sport machen, dabei aber flexibel bleiben - damit werben die sogenannten Fitness-Flatrates. Das Prinzip: Als Mitglied kann man bei unterschiedlichen Partnern trainieren.

 Eine Frau im Fitnessstudio.

Eine Frau im Fitnessstudio.

Foto: dpa/Marijan Murat

Heute Yoga, morgen Zumba, übermorgen Kampfsport – ein neues Modell hat seit Kurzem in der Fitness-Branche Fuß gefasst. Anstatt sich an ein Studio zu binden, schließt der Kunde seine Mitgliedschaft bei einem Flatrate-Anbieter ab. Der kooperiert mit verschiedenen Partnern: Fitnessstudios, Yoga- und Pilates­studios, Schwimmbäder und Kletterhallen. Zum Teil sind sogar Spa-Anwendungen dabei. Der Nutzer kann sich seinen Trainingsplan täglich zusammenstellen, je nach Wetter, Motivation und Laune. Vor Ort checkt er per Smartphone ein.

My Fitness-Card, Fitfox, Sportnavi oder OneFit bieten so eine Flatrate an. Vorreiter und Marktführer ist Urban Sports Club. Das Berliner Start-up wurde 2012 von Benjamin Roth und Moritz Kreppel gegründet. „Die Stadt ist dein Sportclub“, lautet ihr Slogan. Das Unternehmen will damit eigenen Angaben zufolge Menschen über ein vielfältiges Angebot zu einem gesunden Lebensstil zu bewegen. Und das mit möglichst großer Flexibilität: Drei der vier Mitgliedschafts-Pakete haben eine einmonatige Kündigungsfrist.

„Wo wir leben und wo wir arbeiten, wird immer flexibler. Das muss aus unserer Sicht auch für den Sport gelten“, sagt Benjamin Roth in einer Mitteilung. Beide Gründer haben vorher als Berater gearbeitet. Auf ihren Geschäftsreisen fiel ihnen auf, wie schwierig es ist, unterwegs fit zu bleiben. Inzwischen hat das Unternehmen mehrere Wettbewerber übernommen: Mitglieder können bei mehr als 3000 Partnern in mehr als 50 Städten trainieren.

Angaben des Unternehmens zufolge waren es vor einem Jahr noch halb so viele. In Düsseldorf gibt es in der mittleren Preisklasse 78 Partner, in Köln sind es 272. Das Ruhrgebiet ist mit Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg ebenfalls weitgehend abgedeckt. „Unsere Vision ist es, in den kommenden Jahren möglichst viele europäische Länder und Städte miteinander zu verbinden“, sagt Urban-Sports-Club-Sprecher Patrick Gruhn. Seit dem vergangenem Jahr können Mitglieder auch in Italien, Frankreich und Portugal trainieren. Kooperationen in Spanien sollen folgen.

OneFit wurde 2013 gegründet und ist in Spanien und den Niederlanden vertreten, in Deutschland trainieren Mitglieder in Hamburg und Köln. Das Prinzip ist ähnlich: Ziel ist es dem Unternehmen zufolge, Menschen zu motivieren, sich fit zu halten, „indem wir Abwechslung in ihre Workout-Routine bringen und sie dazu inspirieren spannende Kurse auszuprobieren und neue Leute kennenzulernen.“ Mitglieder können mit einer Frist von zehn Tagen kündigen oder pausieren.

OneFit und Urban Sports Club bieten auch Firmenfitness und betriebliche Gesundheitsvorsorge an. „Unsere Mitgliederzahlen sind in einem hohen fünfstelligen Bereich und schnell wachsend“, sagt Gruhn. Zielgruppe seien die 25- bis 40-Jährigen. Doch was bedeutet das für die Studios, in denen die Flatrate-Mitglieder trainieren? Dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheit-Anlagen (DSSV) zufolge gibt es bislang keine Verluste durch die Sportflatrates. „Die gesamte Branche erfreut sich weiterhin an steigenden Mitgliederzahlen – in den vergangenen fünf Jahren von 8,55 Millionen auf 10,61 Millionen Mitglieder im Jahr 2017“, sagt Sprecher Alexander Wulf. Mitgliederwechsel gebe es in beide Richtungen, ergänzt Patrick Gruhn, von der Flatrate zu den Partnerstudios und umgekehrt. Damit Urban Sports Club seine Partnerstudios nicht unterbietet, ist bei den teureren die Besuchszahl im Monat limitiert. Und in manchen Kursen sind die Plätze für Urban-Sports-Club-Mitglieder begrenzt.

Tatsächlich könne das Flatrate-Modell dazu beitragen, dass Mitglieder auf Anbieter und Sportarten aufmerksam werden, die sonst unbekannt bleiben, sagt Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule in Köln. „Viele Leute, die Sport machen wollen, wissen nicht, wo sie beginnen sollen. Mit den Flatrates lässt sich viel ausprobieren, die Chance ist größer, eine Sportart zu finden, für die man auch wirklich motiviert ist.“ Das könne den Trainingserfolg erhöhen. „Durch das flexible Angebot gibt es keine Ausreden mehr für Sport auf Reisen oder nach der Arbeit.“

Allerdings stelle sich der Trainingserfolg erst ein, wenn die Aktivität zielgerichtet verfolgt wird: Häufiges Wechseln zwischen den Sportarten sei nicht ratsam. „Zwei- bis dreimal die Woche sollte man ein Ausdauertraining machen und es mit einem Muskeltraining kombinieren“, sagt Froböse. Menschen mit Schreibtisch-Job rät er: „Einmal die Stunde aufstehen und Muskeln und Stoffwechsel aktivieren.“

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