Tennis ATP-Turnier am Rothenbaum feiert 100. Auflage

Hamburg (rpo). Ein Event mit Tradition: Holzschläger, lange weiße Hosen und ein gekreideter Rasenplatz. Dazu Balljungs in Knickerbockern und Schiebermützen, "Funktionäre" mit Monokel und Uhrenkettchen, Publikum mit Strohhut, Sonnenschirmchen und feinen Tüllkleidern vor der Kulisse altehrwürdiger Alstervillen aus der Jahrhundertwende - mit einer Zeitreise zurück ins Jahr 1892 wird in Hamburg am Sonntag einen Tag vor Turnierstart die 100. Auflage der bedeutendsten deutschen Tennisveranstaltung gefeiert.

 War bereits drei Mal in Hamburg erfolgreich: Roger Federer.

War bereits drei Mal in Hamburg erfolgreich: Roger Federer.

Foto: AFP, AFP

Der Hamburger Kaufmann und erste Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Carl August Meden, hatte die Idee, ab dem 27. August 1892 zu den ersten "Internationalen Tennismeisterschaften von Deutschland" einzuladen. Damals wütete die Cholera in der Hansestadt, teilnehmen durften nur Spieler aus Deutschland und Österreich. Nur Herren natürlich, und Sieger war nach drei Wochen ein 19-jähriger Hamburger namens Walter Bonne.

Gespielt wurde auf der grünen Wiese im Alstervorland. Abwechselnd im Stadtteil Uhlenhorst und auf dem gemieteten Gelände des "Eislaufvereins vor dem Dammtor" - unweit der Stelle, wo sich heute der 13.200 Zuschauer fassende Centre Court am Rothenbaum erhebt. Seit 1924 wird das Turnier regelmäßig auf dieser Anlage ausgetragen.

Letzter deutscher Sieg durch Stich

Bonnes Porträt hängt als erstes in einer Reihe aller Turniersieger, die bislang vom dreimaligen Champion Roger Federer (Schweiz) abgeschlossen wird. Insgesamt 115 Spieler sind in dieser Ehrengalerie verewigt. Als letzter Deutscher der Hamburger Michael Stich 1993, der bei der Siegerehrung in Tränen ausbrach. "Dieser Sieg gehört zu den schönsten meiner Laufbahn", erinnerte sich der Wimbledonsieger von 1991: "Als Kind hatte ich mir so sehr gewünscht, hier einmal zu gewinnen."

Seinem großen Kontrahenten Boris Becker war dieser Erfolg nie vergönnt. Einmal nur, 1990, stand der Leimener auf dem ungeliebten roten Sand von Hamburg im Finale und verlor gegen den Spanier Juan Aguilera. Dennoch hat Becker Verdienste um das Turnier. Ohne seinen auch finanziellen Einsatz als "Chairman" 2002 hätte der damals hoch verschuldete DTB die Veranstaltung wohl verkaufen müssen.

Sponsoren zierten sich nach der Jahrtausendwende, das Free-TV hatte sich verabschiedet, Tennis war (und ist?) in Deutschland out, der Rothenbaum machte Verluste. Das Preisgeld beträgt in diesem Jahr 2,082 Millionen Euro, das Budget insgesamt wird vier Millionen betragen. Letztlich hat die im letzten Jahr besiegelte Beteiligung des Tennisverbandes von Katar mit 3,5 Millionen Euro das 100. Jubiläum erst ermöglicht und die Zukunft gesichert.

So kann der Hamburger Senat am Samstag vor dem Endspiel (20. Mai) zur Feier des Ereignisses zu einem Empfang in den Kaisersaal des Rathauses laden. Turnierdirektor Walter Knapper begrüßt auf der Jubiläumsveranstaltung zahlreiche ehemalige Turniersieger. Das Publikum kann auf einer Ausstellung auf der Anlage anhand zahlreicher Exponate wie Schläger, Bälle oder Kleidungsstücke den Wandel des Spiels erleben, während Roger Federer, Rafael Nadal oder David Nalbandian auf dem Court beweisen, dass der Jubilar wieder höchst lebendig ist.

(sid)
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