4:3 – Köln dreht das Spiel in Hamburg

Hamburg (sid) Bei Stale Solbakken lagen heftiger körperlicher Schmerz und Jubel dicht zusammen. Zunächst schlug der norwegische Trainer des 1. FC Köln aus Frust über den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich so heftig mit der Hand gegen eine Abgrenzung, dass er später dick bandagiert zur Pressekonferenz erschien. Doch die Schmerzen bei Solbakken wurden durch die späten Tore von Christian Clemens (84.) und Kevin McKenna (88.) gelindert, die den erlösenden 4:3 (1:1)-Erfolg im Kellerduell beim Hamburger SV sicherstellten.

Der FC gab die Rote Laterne an den HSV ab und konnte nach dem ersten Saisonsieg aufatmen. "Ich ärgere mich über unsere Probleme bei den Standardsituationen. Als das 2:2 nach dem Freistoß fiel, habe ich aus Wut gegen die Wand der Trainerbank geschlagen", sagte Glatzkopf Solbakken. Eine schwere Prellung, die gekühlt wurde, war die Folge. Das Wechselbad der Gefühle in der HSV-Arena hatte dem Fußballlehrer ganz schon zugesetzt. "Das war kein Spiel für Trainer mit Herzschrittmacher", flachste der Skandinavier, der bekanntlich seit Jahren einen Herzschrittmacher trägt.

Seine Mannschaft hatte den schnellen 0:1-Rückstand per Foulelfmeter von Mladen Petric (11.) gut weggesteckt und durch Adil Chihi (21.) den Ausgleich erzielt. Als Milivoje Novakovic (49.) auf Vorarbeit des nach der Pause eingewechselten Lukas Podolski das 2:1 für die Rheinländer erzielte, schien das Spiel eine Wende zu nehmen. Doch in der Folgezeit zeigte sich, dass die schwach gestarteten Kölner immer noch nicht gefestigt sind. Solbakken ärgerte sich besonders über das Foul von Angreifer Chihi vor dem Treffer zum 2:2. Der Spieler musste sich eine Standpauke gefallen lassen.

Aber Solbakken bewies taktisches Geschick und wechselte in Clemens und Routinier McKenna den Sieg ein. Podolski gehörte aufgrund der Folgen seiner Grippe unter der Woche nicht zur FC-Startformation, fügte sich aber ebenfalls als Joker glänzend ein. Entsprechend gut gelaunt war der FC-Trainer nach dem ersten Saisonerfolg. Seinen markigen Worten vor der Partie ("Wer Angst hat, verliert") ließ sein Team Taten folgen. "Wir waren mental stärker und hatten am Ende ein bisschen mehr Glück", sagte er. Sein zunächst umstrittenes Spielsystem wird von den Spielern immer besser umgesetzt, der klare Aufwärtstrend beim 1:1 eine Woche zuvor gegen den 1. FC Kaiserslautern wurde fortgesetzt. "Wir haben gezeigt, dass wir Moral in der Mannschaft haben und uns nicht hängen lassen", sagte Zugang Sascha Riether bei Sky.

Auch der portugiesische Neuzugang Henrique Sereno (26), der vom FC Porto ausgeliehen wurde, überzeugte an der Seite von Kapitän Geromel in der Innenverteidigung. Den neuen Schwung will der FC ins nächste Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (11. September) mitnehmen.

Obwohl der HSV noch immer nicht gewonnen hat, gab der Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow dem Trainer Michael Oenning eine Jobgarantie – zumindest vorläufig.

(RP)
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