Keine Rede von "Überschwemmung" Zuzug von Ausländern ging im vergangenen Jahr zurück

Berlin (rpo). Im vergangenen Jahr kamen deutlich weniger Ausländer nach Deutschland als noch 1999. Zugleich zogen mehr Ausländer wieder weg. Von einer "Überschwemmung" kann übehaupt keine Rede sein, heißt es im Migrationsbericht des Kabinetts.

Per Saldo kamen 86 466 Ausländer. 1999 lag die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen bei 118 235. Dies geht aus dem am Mittwoch vorgelegten und vom Bundeskabinett verabschiedeten Migrationsbericht hervor. "Dieses weit verbreitete Gefühl, es gäbe eine Überschwemmung, die Dämme würden brechen", halte den Daten nicht Stand, sagte die für den Bericht verantwortliche Ausländerbeauftragte der Regierung, Marieluise Beck (Grüne). Nach den starken Zuzügen Anfang der 90er Jahre habe sich das Migrationsgeschehen beruhigt. "Es wird einfach weniger hin und her gewandert."

Nach vorläufigen Zahlen zogen 2000 insgesamt 840 771 Personen nach Deutschland. Darunter waren 648 846 Ausländer. Bei den Fortzügen erfasste die Statistik 673 340 Personen (darunter 562 380 Ausländer). Trotz des Zuzugs ging die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländern von 7,344 Millionen 1999 auf 7,29 Millionen leicht zurück. Der Grund dafür liegt in dem seit Anfang 2000 geltenden neuen Staatsbürgerschaftsrecht, das die Einbürgerung erleichtert und Kindern ausländischer Eltern unter bestimmten Voraussetzungen bei Geburt automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkennt.

Beim Vergleich mit anderen europäischen Staaten liegt Deutschland bei der Zuwanderung an fünfter Stelle. Im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungsgröße hätten Luxemburg, Irland, die Schweiz und Österreich einen höheren Zuzug zu verzeichnen als Deutschland, sagte Beck.

Kontinuierlich gefallen ist dem Bericht zufolge auch die Zahl der Asylbewerber. Nach den höchsten Zahl von 438 000 im Jahr 1992 liegt sie seit 1998 unter 100 000. Im vergangenen Jahr sank sie nochmals auf 79 000. Der Ehegatten- und Familiennachzug aus Nicht-EU-Ländern erhöhte sich leicht von 71 000 auf 76 000. Die Bedeutung an der gesamten Integration sei jedoch gering, sagt Beck.

Die Debatte um das Nachzugsalter von Kindern beim geplanten Zuwanderungsgesetz bezeichnete Beck als "heftig aufgeblasen". Die Union möchte das Nachzugsalter auf 6, höchstens 10 Jahre begrenzen, um die Integration zu erleichtern und um zu verhindern, dass ausländische Eltern ihre Kinder in der Heimat ausbilden lassen. Laut Beck sind diese Zahlen vernachlässigbar. Es gebe zwar keine Statistik über "Pendelkinder". Einen Anhaltspunkt lieferten die Kindergeldzahlungen ins Ausland, die bei etwa 3000 lägen. Insgesamt zogen im vergangenen Jahr 17 699 Kinder unter 18 Jahren nach Deutschland. Darin sind allerdings auch deutsche Kinder und Kinder aus EU-Ländern erfasst.

Grundlage für den Migrationsbericht sind Arbeiten des Bevölkerungswissenschaftlers Friedrich Heckmann von der Universität Bamberg. Der nach Aufforderung des Bundestages jährlich vorzulegende Bericht gibt einen Überblick über die Zu- und Abwanderung.

(RPO Archiv)
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