Thierse hält Ansprachen Zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenktag für NS-Opfer

Berlin (rpo). Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an Opfer des Nationalsozialismus. Deshalb gibt es zahlreiche Veranstaltungen gegen das Vergessen.

Politiker und andere Prominente warnten vor dem Vergessen und mahnten ein aktives Eintreten gegen Rechtsextremismus und Gewalt an.

Für den morgigen Montag ist im Plenarsaal des Bundestages in Berlin eine Gedenkstunde geplant. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und der Karlspreis-Träger und frühere polnische Außenminister, Bronislaw Geremek, werden die Ansprachen halten. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Bundespräsident Roman Herzog erklärte 1996 dieses Datum zum Tag des Gedenkens an die NS- Opfer.

Warnung vor Rassismus, Intoleranz und Antisemitismus

Im früheren Konzentrationslager Sachsenhausen wurde am Sonntag bei einer Kranzniederlegung an das Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener erinnert. 1941/42 hatte die SS dort mehr als 10 000 von ihnen umgebracht. "Dieser Massenmord bildete die Brücke zum späteren Holocaust", sagte der brandenburgische Kultur-Staatssekretär Christoph Helm. An gleicher Stelle wurde am Sonntag eine von russischen und deutschen Schülern gestaltete Ausstellung eröffnet, die unter dem Titel "Befreier, Befreite, Besiegte" die Arbeit von russischen Militärärzten, ehemaligen Häftlingen und deutschen Pflegerinnen nach der Befreiung des KZ 1945 zeigt.

Bei einer Gedenkstunde in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Thüringen warnte Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) vor Rassismus, Intoleranz und Antisemitismus im Alltag. Die Geschichte wach zu halten, bedeute, sich immer wieder vor Augen zu führen, was geschieht, wenn ethische Normen versagten.

CDU-Chefin Angela Merkel forderte in Berlin vor allem die jungen Menschen in Deutschland auf, den 27. Januar zu nutzen, um sich mit den Schicksalen der Opfer des Nationalsozialismus vertraut zu machen.

Spiegel fordert mehr Zivilcourage im Kampf gegen Rechts

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sagte dem Berliner "Tagesspiegel" (Sonntag), er vermisse Zivilcourage im Kampf gegen Rechtsextremisten. Er habe den Eindruck, die Leute schauten weg und schwiegen statt hinzuschauen und zu handeln. Nach Einschätzung des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, Salomon Korn, sind Juden und Nicht-Juden in Deutschland von einem normalen Umgang miteinander noch weit entfernt. Vermutlich bleibe dies auch in der nächsten und übernächsten Generation so, sagte er bei einer Gedenkfeier im hessischen Landtag.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, prangerte eine "neue Art von Antisemitismus" im Nahen Osten an. In der Region gebe es Kräfte, die das Existenzrecht Israels immer noch leugneten, erklärte Stein bei einer Veranstaltung der Deutsch- Israelischen Gesellschaft in Hamburg.

Im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen wurde an die Befreiung der Häftlinge vor 57 Jahren erinnert. An der Feier nahmen außer ehemaligen Häftlingen auch Jugendliche aus Deutschland und Polen teil. Nach einer Kranzniederlegung beteten ein polnischer Pfarrer und ein deutscher Rabbiner vor den Ruinen der Gaskammern.

(RPO Archiv)
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