Zwei weitere Rinder aus Bayern positiv getestet Zahl der BSE-Fälle in Deutschland über 100

München (rpo). Neun Monate nach Bekanntwerden des ersten Falles von Rinderwahn in Deutschland ist die Zahl der bestätigten BSE-Fälle auf über 100 gestiegen. Am Mittwoch meldete das bayerische Verbraucherschutzministerium in München den 100. und 101. Fall bei zwei jeweils fünf Jahre alten Rindern aus Schwaben. Die betroffenen Bestände wurden gesperrt.

Der Agrar-Experte der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrich Heinrich, kritisierte, der Aktionismus, den Verbraucherschutz-Ministerin Renate Künast Anfang des Jahres verbreitet habe, sei im Sande verlaufen. "Noch immer lagern alte, eventuell infizierte Tiermehlbestände in den Hallen der Futtermittelhersteller", sagte Heinrich. Eine Kostenübernahme für die Entsorgung sei immer noch ungeklärt, ebenso die Aufteilung der BSE-Folgekosten zwischen Bund und Ländern.

Der Fraktionschef der Grünen im bayerischen Landtag, Sepp Dürr, sagte, Bayern habe sich "mit knapp der Hälfte aller deutschlandweit aufgetauchten BSE-Fälle bereits die traurige Berühmtheit als BSE-Bundesland Nummer Eins gesichert". Es sei deshalb zynisch, wenn der bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller die Notwendigkeit einer neuen Agrarpolitik leugne.

49 Fälle aus Bayern

Insgesamt 49 aller entdeckten BSE-Fälle kommen aus dem Freistaat. Aus Niedersachsen kommen 13, aus Schleswig-Holstein elf, aus Baden-Württemberg acht, aus Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt vier, aus Sachsen drei, aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern jeweils zwei und aus dem Saarland ein Fall. Thüringen ist neben den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen das einzige Bundesland ohne bestätigten BSE-Fall.

Am 26. November vergangenen Jahres war bei einer 1996 in Hörsten in Schleswig-Holstein geborenen Kuh die erste BSE-Erkrankung einer aus Deutschland stammenden Kuh zweifelsfrei nachgewiesen worden. Der erste positive BSE-Schnelltest ging auf eine private Initiative aus dem Lebensmittelhandel zurück. Zuvor hatten die politisch Verantwortlichen stets betont, Deutschland sei frei vom Rinderwahn. In Folge der BSE-Krise traten Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) und Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) Anfang des Jahres zurück. Die neue Verbraucherschutz-Ministerin Künast (Grüne) kündigte daraufhin eine ökologische Moderniserung der Landwirtschaft an.

Höhn rechnet mit Todesfällen wegen BSE

Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn rechnet damit, dass in Folge der BSE-Krise auch in Deutschland Menschen an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung sterben könnten. Wissenschaftler schätzen, dass in den nächsten 40 Jahren bis zu 400 Menschen in Deutschland daran erkranken werden.

Genau genommen liegt die Anzahl der gemeldeten BSE-Fälle inzwischen bei 107, denn nach Angaben des Bundesverbraucherschutzministeriums waren bereits Mitte der 90er Jahre bei einem aus Schweiz und fünf aus Großbritannien importierten Tieren Rinderwahn festgestellt worden. Diese wurden jedoch nicht in die offizielle Statistik aufgenommen, weil die Rinder nicht aus ursprünglich deutschen Beständen stammten.

(RPO Archiv)
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