Prinz Asfa-Wossen Asserate Wirtschaftsbeziehungen sind die beste Hilfe

Eines ist klar: Der Westen, allen voran Deutschland, hat in den letzten 50 Jahren alles Menschenmögliche getan, etwas an der Situation in Afrika zu ändern. Deutschland ist eines der größten Geberländer für den afrikanischen Kontinent. Am Ende der 50 Jahre müssen wir feststellen, dass die Entwicklungshilfe der europäischen Staaten nicht die Menschen erreicht hat, denen sie eigentlich helfen sollte. Unser Unglück liegt darin, dass der Westen afrikanische Gewaltherrscher unterstützt. Sie sind die größten Exporteure von afrikanischen Flüchtlingen. Wir müssen die Zusammenarbeit zwischen beiden Kontinenten auf neue Fundamente stellen. Die europäische Politik in Afrika ist unter dem Begriff "Realpolitik" zu subsumieren. Wir brauchen eine neue europäische Politik in Afrika, die auf westlichen Werten basiert.

Die Afrikanische Union hat 2013 mit der "Agenda 2063" ihren 50-Jahres-Plan für ein friedvolles, demokratisches und nachhaltiges Afrika verabschiedet. An diesen Werten muss die EU die afrikanischen Machthaber messen, mit denen sie zusammenarbeitet. Regierungen, die die Rechtsstaatlichkeit missachten und Menschenrechte mit Füßen treten, verdienen keine Unterstützung. Ein zweiter Punkt betrifft das Konzept der Entwicklungshilfe, das ich infrage stelle. Ich fordere eine internationale Stelle, die Entwicklungshilfeprojekte evaluiert - ähnlich wie der Bundesrechnungshof überprüft, wie die öffentliche Hand mit Steuergeldern umgeht. Die Afrikanische Union, die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika und die Weltbank sollten darin vertreten sein.

Die beste Entwicklungshilfe sind aber gute Wirtschaftsbeziehungen. Doch von 420.000 global operierenden deutschen Unternehmen sind nur 810 in Afrika aktiv. Wie wäre es, wenn der deutsche Staat die Hälfte seines Budgets für Entwicklungshilfe in Staatsgarantien für Unternehmen gibt, so dass Investoren Sicherheit haben? Für nicht einmal ein Dutzend afrikanische Länder gibt der deutsche Staat Exportkreditversicherungen. Wenn mehr Unternehmen in Afrika investieren, hätten auch mehr junge Menschen dort eine Perspektive.

Prinz Asfa-Wossen Asserate (68), Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers, Unternehmensberater und Autor ("Die neue Völkerwanderung")

(RP)
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