Wie sicher sind Endlager?

Der Salzstock Gorleben ist bislang die erste Wahl als Endlager für radioaktive Abfälle. Allerdings muss diese Möglichkeit noch untersucht werden. Generell aber eignen sich Salzstöcke für diese Aufgabe.

Düsseldorf Atomkraftwerke verursachen Müll: radioaktive Spaltprodukte aus dem Kern des Kraftwerks, in dem die Energie erzeugt wurde. Dieser strahlende Abfall muss gelagert werden – bis er ungefährlich ist.

Welche Anforderungen werden an ein Endlager gestellt?

Bereits Mitte der 1960er Jahre begann die Diskussion, wie ein Endlager aussehen müsste. In Deutschland fand man darauf eine einfache Antwort: Salzstöcke in tiefen Bodenschichten. Denn unter dem Druck in mehr als 800 Meter Tiefe verhält sich das Salz ähnlich wie Knetmasse und "fließt" quasi. So kann es die radioaktiven Abfälle langsam umschließen – so dermaßen dicht, dass einzelne Atome kaum durchdringen können. Weil das Salz "fließt" können auch kleine Risse oder Einbrüche von selbst "heilen". Für die Endlagerung toxischer Abfälle aus der chemischen Industrie werden Salzstöcke bereits verwendet.

Erfüllt Gorleben diese Bedingung?

Grundsätzlich ja. Die Salzlager im sogenannten Norddeutschen Becken sind vor etwa 250 Millionen Jahren entstanden – als dort riesige Meere verdunsteten. Ob Gorleben aber tatsächlich geeignet ist, muss noch geklärt werden. So müssen alle Faktoren untersucht werden, die den Salzstock in den vergangenen Jahrmillionen beeinflusst haben und in Zukunft beeinflussen könnten. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Ressourcen aber sagt nach ihrer bisherigen Untersuchung, dass "aus geowissenschaftlicher Sicht keine Erkenntnisse (...) gegen die langzeitsicherheitliche Eignung des Salzstocks Gorleben für die Endlagerung radioaktiver Abfälle vorliegen".

Wie steht die Politik zu Gorleben als Endlager?

Union und FDP setzen allein auf den Salzstock Gorleben als potenzielles Endlager für deutschen Atommüll. Über andere Standorte gebe es "keine Diskussion in der Regierungskoalition". Die Grünen dagegen behaupten, dass bereits unter der Ära Kohl wissenschaftliche Erkenntnisse unter den Teppich gekehrt worden seien, "dass der Salzstock Gorleben für die Endlagerung ungeeignet ist". In Gorleben gebe es etwa Gaslagerstätten und Verschiebungen der Salzschichten, die dagegen sprächen. "Wir sollten erst mal in Gorleben weiter erforschen, ob der Standort geeignet ist. Wenn sich herausstellt, dass er es nicht ist, muss man den Mut haben, neue Endlager zu suchen", sagte die Energie-Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert.

Wie lange sollen radioaktive Abfälle gelagert werden?

Eine Lagerzeit von einer Million Jahren gilt als ausreichend. Das ergibt sich aus der Halbwertszeit – der Zeit also, nach der die Hälfte eines radioaktiven Stoffes zerfallen ist. Die radioaktiven Abfälle haben meist eine Halbwertszeit von rund 100 000 Jahren oder weniger. Nach der zehnfachen Zeit gilt die Strahlung als nicht mehr gefährlich. Das wären eine Million Jahre. Im geologischen Maßstab ist das nur eine kurze Zeitspanne, in der sich Salzstöcke als stabil erwiesen haben.

Warum wird oft von mehreren Millionen Jahren gesprochen?

Es gibt Stoffe in den Abfällen, die eine Halbwertszeit von mehreren Millionen Jahren haben. Mit so einer langen Halbwertszeit aber verursachen sie nur eine geringe Strahlenbelastung. Am gefährlichsten und aktivsten sind die Stoffe mit einer kurzen Halbwertszeit.

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(Rheinische Post)
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