Berlin Wie die RAF begann

Berlin · Auch der RAF-Terrorismus der 70er Jahre habe zunächst "nur mit Brandschlägen begonnen", sagte der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses, um so zu der Forderung zu kommen, man müsse auch bei der jüngsten Serie von Brandanschlägen in Berlin den "Anfängen" wehren.

Tatsächlich gibt es eine Reihe von Parallelen. Nach einer während der Studentenunruhen intensiv geführten Debatte über die Legitimität von "Gewalt gegen Sachen" legten einige "Antiimperialisten" um Andreas Baader und Gudrun Ensslin Anfang April 1968 mit Hilfe von Zeitzündern Brände in zwei Frankfurter Kaufhäusern. Auch die Berliner Attentäter verwendeten Brandbeschleuniger und Zeitzünder. Und wie die Täter damals den "Konsumterror" attackierten, lehnen auch die Bekenner von heute die "Terrorismuskeule" gegen sich ab und verweisen stattdessen darauf, dass derjenige terroristisch sei, der Waffen baue, Geld daran verdiene und beabsichtige, Menschen damit umzubringen oder umbringen zu lassen.

Die erste RAF-Generation ging ab 1970 schnell zur Gewalt gegen Menschen über. Schon bei der Befreiung Baaders aus der Haft am 14. Mai 1970 wurde ein Angestellter durch einen Schuss schwer verletzt. Im Folgenden verübten die RAF-Terroristen, die als "Bande" gesucht wurden, Bombenanschläge gegen das US-Militär und staatliche Stellen. Allein 1972 starben vier Menschen und wurden über 30 verletzt.

Dennoch zog es Intellektuelle zu Solidaritätsaktionen, etwa demonstrativen Gefängnisbesuchen und Protesten gegen die angebliche "Isolationsfolter" von RAF-Tatverdächtigen, die jedoch deutlich mehr Vergünstigungen bekamen als gewöhnliche Kriminelle.

(RP)
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