Kairo Widerstand der Mursi-Partei bröckelt

Kairo · Der "Millionen-Marsch" der Islamisten scheitert. Doch in Ägypten gärt es weiter.

Eine Million Demonstranten sollten es werden – so hatten es sich die ägyptischen Islamisten gedacht, einen Tag nach dem Prozessbeginn gegen den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi, der der islamistischen Muslimbruderschaft nahesteht. Doch dem Aufruf der "Nationalen Allianz für Rechtstaatlichkeit" folgten gestern nur wenige Mursi-Anhänger. Zwar gibt es schon seit Tagen Sitzstreiks vor dem Obersten Gerichtshof in Kairo, aber eine Massendemonstration blieb aus. Gleichwohl scheint die Zahl der Protestaktionen an verschiedenen Universitäten des Landes zuzunehmen. Die Studenten und jungen Leute boten schon unter Hosni Mubarak traditionell viel Potenzial für die verbotene Muslimbruderschaft. Das dürfte jetzt wieder so sein.

Kritik kommt auch von den moderaten Islamisten, deren Vorsitzender, Abo el Fatouh, im Präsidentschaftswahlkampf gegen Mursi antrat und verlor. Mursi werde allein zur Rechenschaft gezogen für die toten Demonstranten vor dem Regierungspalast im Dezember, während Hosni Mubarak mit seinem Innenminister vor Gericht gestellt wurde. Mohammed Ibrahim, Mursis Innenminister, sei immer noch im Amt; auch Verteidigungsminister General Abdelfattah al Sisi habe sich nicht verantworten müssen.

Trotzdem scheint das Kalkül der Militärs aufzugehen. Angesichts der tausendfachen Verhaftungen von Muslimbrüdern in den vergangenen Wochen bröckelt die Widerstandsfront. Daran konnte auch Mursis Auftritt im Gerichtssaal nichts ändern. Viele Islamisten scheinen nun zu erkennen, dass Mursi als Präsident nicht zurückkehrt.

(RP)
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