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Persönlich Werner Thissen . . . bleibt als Klever Hamburg treu

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen, der Anfang der Woche 75 Jahre alt und wohl bald von Papst Franziskus in den Ruhestand entlassen werden wird, ist ein "Klever Jung" – aufgewachsen in der Wohnung über dem elterlichen Schuhhaus Thissen. Ausgerechnet den Jungen aus dem Schuhgeschäft, der seit 2002 Erzbischof der an Katholiken kleinen (400 000), flächenmäßig größten deutschen Diözese ist, muss Haushälterin Schwester Guda manchmal daran erinnern, dass die alten Treter ausgetauscht gehören. Thissen winkt dann, so erzählte es die 79 Jahre alte Ordensfrau der "Hamburger Morgenpost" , meistens ab: "Lass mal, Guda, das geht schon noch."

Wer dem Niederrheiner begegnet, der seinen Lebensabend als Altbischof in der geschätzten neuen norddeutschen Heimat verbringen will, erlebt seinen feinsinnigen, oft spitzbübischen Humor, die glaubensfeste Zeitgenossenschaft, kluge Gedankenführung, Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Thissen ist kein Kirchenmann für Pomp, Glanz und Gloria, eher ganz nach dem Geschmack von Papst Franziskus. Thissen sagte im April im Interview mit unserer Zeitung, die Kirche müsse mehr noch als bisher auch die Lobby der Armen sein. Da habe ihn, den Misereor-Bischof, der Papst ganz auf seiner Seite. Der ehemalige Gaesdonck-Schüler und promovierte Theologe zählt in der Bischofskonferenz zur Riege der moderat Konservativen. Er wünscht eine deutlichere kirchliche Beauftragung von Frauen und mehr Barmherzigkeit gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen, was den Empfang der Sakramente betrifft. Das liebste Weihnachtsgeschenk des "Klever Jung" war einst ein Paar Fußballschuhe. Bis zu einem bösen Sturz hat er noch im reifen Mannesalter selbst gekickt. Wenn der Erzbischof zum HSV geht, wundert er sich darüber, dass manche "Fans" lieber an der Wurstbude stehen, als sich aufs Spiel zu konzentrieren.

Reinhold Michels

(RP)
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