Kolumne: Mit Verlaub Wenn schon keine FDP, dann bitte freie Demokraten

Es wäre schade, wenn die FDP verschwände. Schön wäre, wenn es statt Freier Demokraten mehr freie Demokraten gäbe, die das Power-Paar Freiheit und Verantwortung stets zusammendenken.

Zugegeben: Ich bin kein Liberaler, eher einer vom Stamme konservativ und frei. Aber ich vermisse die Liberalen. Ich zweifle bisweilen an der politischen Reife und dem Sinn für kluge Balance von uns mehr gelernten als geborenen deutschen Demokraten. Seit knapp einem Jahr spricht kein FDP-Abgeordneter mehr im Bundestag, wohl aber tun das die Recken der Linkspartei. Das sollte nachdenklich stimmen kurz vor der 25. Wiederkehr des Mauerfalls, als die Geschichte ihren Tigersprung machte: Hans-Dietrich Genschers Parteifreunde parlamentarisch mundtot, deren Demokratie-Meisterbriefe verweht, aber Demokratie-Azubis der Linkspartei reden und entscheiden mit im Hohen Haus. Das ist so hoch angesehen leider nicht mehr; sein geistig-politisches Entree kommt einem niederschwellig vor.

Nun wissen wir, dass nichts von selbst kommt, auch nicht der Niedergang der FDP, in der nach Genscher und Lambsdorff zu viele Reclam-Ausgaben des Freiheitlichen das Sagen hatten, zu viele Admirale im Matrosenanzug, Oberpfarrer mit Ministranten-Schelle. Bei den Demokratie-Lehrlingen der Linkspartei mit der Mauerbau-SED im Familienalbum ragen immerhin ein paar Parlaments-Köpfe keck hervor, die Funken schlagen, die oft gekonnt, auch häufig haarsträubend disputieren, die sich - soviel Fairness soll sein - den Gesellenbrief der Demokratie verdient haben.

Wo sind jene, die nicht nur von Freiheit sprechen und dabei doch bloß allerlei Freiheiten von etwas meinen, sondern Freiheit als Lebensprinzip vorleben und dabei das Wort Verantwortung mitdenken? Das müssen nicht notwendigerweise Leute mit FDP-Parteibuch sein.

Im Februar starb in Düsseldorf der fabelhafte Wolfgang Schulhoff - kein Freidemokrat, aber gedanklich und existenziell ein freier Demokrat in der CDU. Ich halte den handschriftlichen Gruß mitsamt den Gedanken zum Weihnachtsfest des bereits Todgeweihten in Ehren. Der mittelständische Unternehmer, Handwerkskammer-Präsident und soziale Marktwirtschaftler stand wie ein rheinisches Exempel für die Paarung Freiheit und Verantwortung - ein Power-Paar. Schulhoff verfiel gerne in heißen Prediger-Stil. Aber mit Verlaub, wie will denn jemand, der sich nicht selbst imponiert, anderen imponieren?

Wer sich in der Politik, als Arbeitgeber und Arbeitnehmer und im Privaten daran orientiert, Freiheit und Verantwortung zusammenzudenken, der ist ein freier Bürger, ein Mut-Bürger. Bitte mehr davon!

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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