Weltwirtschaftsforum in Davos Habeck warnt vor weltweiter Hungerkrise

Davos · Vizekanzler Robert Habeck hat beim Weltwirtschaftsforum in der Schweiz davor gewarnt, dass es zu einer globalen Rezession kommen könnte, wenn die aktuellen Krisen nicht schnell gelöst würden. Vor der Veranstaltung hat sich Habeck zudem für ein geschlossenes europäisches Öl-Embargo gegen Russland ausgesprochen.

 Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck spricht bei einer Podiumsdiskussion während des 51. Jahrestreffens des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck spricht bei einer Podiumsdiskussion während des 51. Jahrestreffens des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Foto: dpa/Laurent Gillieron

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sieht die Gefahr einer globalen Rezession. Es gebe derzeit mindestens vier miteinander verbundene Krisen, sagte der Bundeswirtschaftsminister am Montag beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos. Konkret nannte er hohe Inflation in vielen Ländern, eine Energiekrise, Lebensmittelknappheit und die Klimakrise.

Eine Rezession ist ein deutlicher Wirtschaftseinbruch. Experten sprechen davon, wenn das Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinander folgenden Quartalen unter dem des Vorjahreswerts liegt.

„Wir können die Probleme nicht lösen, wenn wir uns nur auf eins der Probleme konzentrieren“, warnte Habeck. „Wenn aber keins der Probleme gelöst wird, dann sorge ich mich wirklich davor, dass wir uns in eine globale Rezession hineinbewegen.“ Diese hätte gravierende Auswirkungen nicht nur auf den Klimaschutz sondern auf die globale Stabilität insgesamt. Wenn ein Teil der Welt im kommenden Jahr Hunger leide, dann gehe es nicht nur darum, was schon schlimm genug sei, sondern um weltweite Stabilität, sagte Habeck.

Sich um die Energie-Versorgungssicherheit zu kümmern sei kein Widerspruch zum größeren Ziel der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, so der Minister. „Wir müssen sehen, dass wir ein Problem nicht auf Kosten eines anderen lösen dürfen.“ Wenn jetzt die Produktion fossiler Brennstoffe erhöht werde und es mehr Kohlekraftwerke gebe, dann werde es mehr Schwierigkeiten geben in der Zukunft.

Düsseldorf: Störer klebt sich bei Rede von Robert Habeck an Bühne
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Es dürfe nicht zu einer Abkehr von weltweiten Märkten kommen, warnte Habeck. Wenn jedes Land sich nur noch um sich selbst kümmere, verschärfe das die Krise. „Wir müssen die Märkte offen halten“, sagte der Wirtschaftsminister. Zugleich aber müssten sich die Regeln der Märkte ändern. Es gehe nicht um De-Globalisierung, sondern um mehr Zusammenarbeit und Solidarität.

Vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat sich Habeck zudem für ein von der Europäischen Union gemeinsam getragenes Öl-Embargo gegen Russland ausgesprochen. Die Verhandlungsführung müsse von der Europäischen Kommission aus gesteuert werden, sagte der Grünen-Politiker am Montag im Deutschlandfunk. Er sprach von einer konzertierten Aktion, bei der die Europäische Union vorangehen müsse.

„Es hilft jetzt nicht, wenn alle Länder anfangen ihr eigenes Ding zu drehen. Europas Stärke war jetzt gerade in dieser Phase, dass es zusammengestanden hat, zusammensteht“, sagte Habeck. Das schließe auch die manchmal schwierigen Partnerländer ein, in diesem Fall etwa Ungarn. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die EU eine gemeinsame Linie finden werde. Habeck räumte allerdings ein, dass er enttäuscht sei, dass die Einführung des Öl-Embargos so lange dauere.

„Wir sehen das Schlechteste von Europa“, ergänzte Habeck später in der Diskussionsrunde beim Weltwirtschaftsforum. Einige Staaten blockierten ein Embargo, wie das zuvor auch in anderen Bereichen geschehen sei. Zugleich gelte es zu beachten, dass nicht jedes Land in der gleichen Situation sei. Dennoch erwarte er von allen, auch Ungarn, dass sie an einer Lösung arbeiteten und nicht einfach eine Ausnahme beriefen, sich zurücklehnten und auf ihre Partnerschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin setzten.

Er könne sich Sonderlösungen für Ungarn und vielleicht andere Länder vorstellen, sagte Habeck. Diese müssten aber zu einer gemeinsamen Antwort führen. Das Beste, was in den vergangenen drei Monaten geschehen sei, sei die gemeinsame Antwort vieler Staaten auf die russische Aggression und die Verletzung internationalen Rechts gewesen.

(dni/dpa)
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