Euskirchen Weltkriegsbombe explodiert – ein Toter

Euskirchen · Ein Baggerfahrer ist in Euskirchen beim Umschichten von Bauschutt durch eine Detonation getötet worden. 13 Menschen wurden verletzt. Beim Sprengkörper soll es sich um eine Luftmine handeln.

Bei der Explosion einer Weltkriegsbombe in Euskirchen westlich von Bonn ist gestern ein Baggerführer (50) ums Leben gekommen. Der Fahrer war mit Arbeiten auf einem Gewerbegelände beschäftigt, als sein Bagger möglicherweise auf einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg stieß, wie die Polizei berichtete. Zwei Menschen wurden schwer, elf weitere leicht verletzt. Experten des Kampfmittelräumdienstes bezweifelten zunächst, nachdem sie die Unfallstelle in Augenschein genommen hatten, dass die Explosion durch eine Bombe ausgelöst wurde, wie der Düsseldorfer Vize-Regierungspräsident Roland Schlapka sagte. Später hieß es jedoch, es habe sich wahrscheinlich um eine Luftmine gehandelt.

Die Explosion war gewaltig. Autos wurden demoliert, Scheiben barsten, Dachziegel wurden weggefegt. "Das war eine massive Druckwelle", sagte ein Polizeisprecher. Noch 400 Meter vom Explosionsort entfernt habe es Schäden gegeben. Auch in der einen Kilometer entfernten Innenstadt erzitterten Gebäude, Fensterscheiben gingen zu Bruch, bei einem Supermarkt fielen Teile der Decke herunter. Der Knall der Explosion war selbst in Rheinbach und Bonn zu hören.Die Erschütterung war so heftig, dass diese von der etwa 50 Kilometer entfernten Erdbebenstation Bensberg der Universität Köln mit der Stärke 0,6 auf der Richterskala verzeichnet wurde.

Insgesamt waren rund 100 Rettungskräfte im Einsatz, darunter mehr als 60 Feuerwehrleute sowie Spezialisten des Kampfmittelräumdiensts, der bei der Bezirksregierung in Düsseldorf angesiedelt ist.

Nach bisherigen Informationen fuhr der Bagger über den Blindgänger, als er auf dem Gelände einer Firma für Bauschutt-Entsorgung Material zerkleinerte. Ursprünglich hieß es, die Bombe sei in einer Zuckerfabrik detoniert, die in unmittelbarer Nachbarschaft lag. Der Bauschutt soll nun sicherheitshalber nach weiterem Sprengstoff durchsucht werden. Möglicherweise war die Bombe mit dem Schutt antransportiert worden und hat nicht im Boden gelegen. Ob es sich bei der Bombe wirklich um eine Luftmine gehandelt hat, ist noch unklar. Diese Sprengkörper sollten im Krieg in größerer Höhe explodieren, um Dächer vor dem Abwurf von Brandbomben zu zerstören.

Dass nicht gezündete Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden, gehört an Rhein und Ruhr zum Alltag. Dort liegen noch viele Bomben im Boden. Wie viele es genau sind und wo sie liegen, ist unklar. Sicher ist nur, dass sich fast die Hälfte aller alliierten Luftangriffe auf NRW und insbesondere die Rheinschiene und das Ruhrgebiet konzentrierten. Man geht davon aus, dass eine Million Tonnen Explosivstoffe während des Zweiten Weltkriegs über Deutschland abgeworfen wurden. Nach Studien sollen fünf bis 20 Prozent davon Blindgänger gewesen sein.

Dokumentationen darüber, wie viele dieser Sprengsätze während und nach dem Krieg geräumt wurden, existieren nicht. Anhaltspunkte über die Abwurfgebiete der Bomben liefern Aufklärungsfotos der Alliierten, aufgenommen zur Kontrolle der Luftangriffe. Rund 330 000 dieser Bilder werden von den Kampfmittelräumdiensten ausgewertet, um Blindgänger aufzuspüren. Der Kampfmittelräumdienst hat 2012 landesweit 706 Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich machen können.

(RP)
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