250 Tote bei Jahrhundert-Hochwasser in Afrika Weit über eine Million Menschen ohne Obdach

Johannesburg (dpa). Das Jahrhundert-Hochwasser im südlichen Afrika hat bisher rund 250 Menschen ihr Leben gekostet, weit über eine Million obdachlos gemacht und ganze Landstriche verwüstet. Nach wochenlangen Regenfällen war die Lage am Wochenende besonders in Mosambik dramatisch, wo bisher über die Hälfte aller Toten zu beklagen sind.

Wie der mosambikanische Rundfunk berichtete, flüchteten sich in Nova Mambone - ungefähr 900 Kilometer nördlich der Hauptstadt Maputo - rund 5 000 Menschen auf Bäume, Häuserdächer und höher gelegene Plätze, umd den Fluten zu entkommen. Sie können nur auf Rettung durch Hubschrauber oder fallende Wasserstände hoffen.

Die Bundesregierung prüft derzeit, wie geholfen werden kann. Man stehe in Kontakt zu Regierungsstellen und Hilfsorganisationen in Mosambik, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die deutsche Regierung hatte bereits zuvor eine Soforthilfe von insgesamt 660 000 Mark bereitgestellt.

Verschärft wurde die Situation in der zentralen Region Mosambiks durch riesige Wassermassen, die der Limpopo aus dem Norden Südafrikas und aus Simbabwe nach Mosambik brachte. Auch in Botswana regnete es am Wochenende weiter.

Der Limpopo schwoll in den letzten Tagen so stark an, dass er das unliegende Land bis zu sieben Kilometer weit überschwemmte. Der Grenzübergang Beitbridge zwischen Simbabwe und Südafrika, der täglich von Hunderten von Fahrzeugen überquert wird, musste wegen des Hochwassers vorübergehend geschlossen werden.

Die Sachschäden - verursacht durch schwer beschädigte Straßen, weggerissene Brücken, defekte Wasser- und Stromleitungen, überschwemmte Felder sowie zusammengestürzte Häuser und Hütten - gehen inzwischen in die Milliarden. Allein in der Nord-Provinz Südafrikas, wo es am Wochende weiter heftig regnete, wurden Schäden von rund 1,8 Milliarden Rand (etwa 550 Millionen Mark) angerichtet.

In Mosambik, das sich seit 1992 um die Beseitigung der Folgen des 16-jährigen Bürgerkrieges bemüht, ist die Lage mit rund 800 000 Obdachlosen am schlimmsten. Experten schätzen, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, ehe sich das Land - eines der ärmsten der Welt - von den Unwetterschäden erholt haben wird.

Präsident Joaquim Chissano appellierte an die internationale Gemeinschaft. Dringend benötigt werden Hilfsgüter - unter anderem Decken, Kleidung und Lebensmittel - sowie Aufbauhilfe für rund 70 Millionen Dollar (140 Millionen Mark). Eine besondere Gefahr stellen Landminen aus dem Bürgerkrieg dar, deren Gesamtzahl auf zwei Millionen geschätzt wird und die jetzt teilweise weggeschwemmt worden sind.

Auch das einem Wirtschaftskollaps nahe Simbabwe kämpft mit den Folgen der Unwetter, die in der Landwirtschaft große Schäden angerichtet haben. Der seit Wochen spürbare Mangel an Benzin und Dieseltreibstoff hat sich weiter verschärft. Auch Simbabwe hat um internationale Hilfe gebeten.

Mediziner befürchten, dass sich wegen des Hochwassers bald Seuchen ausbreiten könnten. Aus Mosambik wurden bereits 13 Cholera-Tote gemeldet. Auch die Malaria könnte sich nach Meinung von Experten gegenüber den Vorjahren stark ausbreiten, weil Mücken in den überschwemmten Regionen ideale Brutplätze finden.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort