Düsseldorf Warum wir Russen Wladimir Putin so großartig finden
Düsseldorf · Die russische Journalistin Olga Danilenko sieht ihr Land so: Die Politik des Kreml-Chefs ist undemokratisch - aber Putin macht die Russen stolz.
Wir sind begeistert, wenn es um unseren Präsidenten geht. Wir verehren ihn für seine Stärke und Autorität. Jede seiner Handlungen lässt sich ganz einfach erklären. Russische Kriegsschiffe kreuzen vor der Küste Australiens? Ausländische Medien kritisieren "Putins Säbelrasseln"? In Russland sagt man, die Entsendung der Schiffe sei doch durch internationales Recht gedeckt und außerdem notwendig wegen der komplizierten politischen Situation in der Welt.
Wladimir Putin ist unser neuer Nationalheld. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass seine Politik im Kern undemokratisch ist. Er konzentriert die Macht im Land, und wer sich offen gegen ihn stellt, macht sich den Staatsapparat zum Feind. Außerdem ändert Putin nichts an den grundlegenden Problemen unseres Landes: der grassierenden Korruption, der fehlenden Rechtsstaatlichkeit und der Rückständigkeit unserer Wirtschaft.
Die Olympischen Spiele in Sotschi sind ein gutes Beispiel dafür: Milliarden Euro wurden bei der Errichtung der Sportstätten und für Infrastruktur vergeudet oder flossen in die Taschen von Bürokraten und Politikern. Aber als wir nachher die imposanten Bilder der Spiele im Fernsehen sahen, empfanden wir trotzdem aufrichtigen Stolz.
Je mehr sich die Situation in der Ukraine zuspitzte, desto größer wurde die Zustimmung für Putins Politik. Vor allem, weil fast jeder Russe zutiefst davon überzeugt ist, dass die Krim historisch gesehen zu Russland gehört. In Europa und den USA sind dagegen die meisten Menschen davon überzeugt, dass es sich um eine dreiste Annexion ukrainischen Staatsgebiets durch Putin handelt. Ich persönlich glaube das nicht. Ich glaube Putin, wenn er sagt, dass doch die Menschen auf der Krim entschieden haben, dass sie zu Russland gehören wollen.
Die russischen Massenmedien stellen Putin als unfehlbaren Helden dar. Ich erlebe das in meiner eigenen Redaktion von "Life News". Zwar preisen wir ihn nicht als besten Präsidenten aller Zeiten, aber wir sagen, dass seine Politik richtig ist. Über die Rolle Russlands in der Ost-Ukraine verlieren wir kein Wort. Wir sind ganz klar Teil der großen Patriotismus-Welle, die Russland erfasst hat. Dabei schnürt die Politik Putins unsere Freiheit nach und nach ab. Doch kaum jemand wehrt sich. Die alte Vorstellung, dass Russland einen starken Führer braucht, ist äußerst lebendig. Der letzte "starke Mann", Josef Stalin, unterjochte das Volk und sorgte für unermessliches Leid. Und doch hat er bis heute viele Bewunderer. Ganz ähnlich ist die Stimmung auch jetzt wieder. Zwar ist das Leben nicht leicht in dem harten innenpolitischen Klima. Aber dafür, das sagen viele Russen voll Stolz, ist Russland in der Welt doch endlich wieder geachtet. Das Ausland hat Respekt vor Russland, ja vielleicht fürchtet man es sogar. Dank Putin.