Während sich Schmidt und Weizsäcker guter geistiger Gesundheit erfreuen, steht es um den 94 Jahre alten vierten Bundespräsidenten Walter Scheel sehr schlecht. Er lebt nicht mehr daheim bei seiner dritten Ehefrau Barbara im badischen Bad Krozingen, sondern gleichsam nebenan in einem Seniorenstift, das sich auf die Sorge um Demenzerkrankte spezialisiert hat.

Bevor sich Scheel der Nachkriegspolitik verschrieb und dort als Liberaler prägend wirkte, war der bergische Junge mit dem Hang zu heiterer Lebensart Wehrmachtsoffizier und Jagdflieger. Eine Bankkaufmann-Ausbildung wurde abgebrochen. Scheel betätigte sich in Firmen des Vaters seiner ersten Ehefrau Eva Charlotte Kronenberg.

Über den Solinger Stadtrat sowie den NRW-Landtag brachte es der spätere FDP-Bundesvorsitzende (inzwischen Ehrenvorsitzende) zum Vizepräsidenten des Bundestages sowie im Herbst 1969 zum Bundesaußenminister. An der Seite von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) fungierte Scheel als Garant der ersten SPD/FDP-Koalition auf Bundesebene sowie als Brandts tatkräftiger Co-Pilot auf dem neuen ostpolitischen Versöhnungskurs Richtung Warschau und Moskau.

Als Bundespräsident brachte Scheel an der Seite seiner zweiten Ehefrau Mildred, einer Ärztin und hoch geschätzten Krebshilfe-Initiatorin, Beschwingtheit in den Bonner Amtssitz des Staatsoberhauptes, die Villa Hammerschmidt. Sein auf Schallplatte gepresstes Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen" bleibt mit der fröhlichen Präsidentschaft verbunden. Walter Scheel hat vier Kinder.