Wahlkampf mit verteilten Rollen

In Berlin deutet alles auf eine vierte Kanzlerkandidatur von Angela Merkel hin. Doch dieses Mal dürfte vieles anders werden. Der Konflikt in der Union um die Flüchtlings-Obergrenze ist eingehegt, aber nicht gelöst. So werden die beiden Schwesterparteien zwar Seite an Seite für ein gutes Wahlergebnis kämpfen - aber in verteilten Rollen.

Es ist damit zu rechnen, dass Seehofer den inhaltlichen Druck für eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen aufrecht erhalten wird. Dafür wird er nicht nur in Bayern Applaus bekommen. Merkel wird ihn gewähren lassen und ihrerseits die internationalen Aktivitäten im Kampf gegen Flüchtlinge hervorheben. So lange die Flüchtlingszahlen 2017 tatsächlich unter 200.000 bleiben, könnte eine solche Rollenverteilung aufgehen. Ohne Risiko ist dies aber nicht.

Wenn Merkel sich tatsächlich für eine vierte Amtszeit bewerben will, wird sie sich neu erfinden müssen. 2013 reichte es, dass sie im TV-Duell den Wählern treuherzig erklärte "Sie kennen mich". Das wird 2017 nicht reichen. Denn die Union und auch die Kanzlerin haben an Vertrauen eingebüßt. Merkel wird viele nach vorne gerichtete gute inhaltliche Ideen für die Zukunft des Landes benötigen, um einen Hillary-Effekt zu vermeiden.

(qua)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort