Trotz Einschüchterungsversuchen Wähler in Simbabwe strömen zu den Urnen

Harare (AP). Trotz Einschüchterungsversuchen sind die Wähler in Simbabwe am Wochenende in großer Zahl zu den Urnen geströmt. Schon Stunden vor der Wiederöffnung der Wahllokale am Sonntag bildeten sich lange Schlangen. Auch am Samstag standen vor einigen der 4.000 Stationen hunderte Wähler geduldig an. Es wird erwartet, dass der rege Andrang der oppositionellen Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) nutzt, die erst vor neun Monaten gegründet wurde.

Die Regierungspartei ZANU-PF führt Simbabwe seit Erlangung der Unabhängigkeit vor 20 Jahren. Wahlberechtigt waren 5,1 Millionen Menschen.

MDC-Vorsitzender Morgan Tsvangirai zeigte sich zuversichtlich, dass die Opposition gewinnen würde. Die Wahlen seien zwar nicht frei und fair, aber sie reflektierten trotzdem den Willen der Simbabwer, sagte er dem britischen Sender BBC. Er würde sich mit Präsident Robert Mugabe arrangieren, dessen Amtszeit erst in zwei Jahren ausläuft, versicherte er. Im Parlament stellt die ZANU-PF derzeit 147 der 150 Abgeordneten. Einer Umfrage zufolge kann die MDC mit 70 der 120 zu vergebenden Sitze rechnen. Da 30 Abgeordnete aber direkt von Mugabe ernannt werden, muss die Opposition mindestens 76 Mandate erringen, um eine Mehrheit der 150 Sitze zu erreichen. Erste Ergebnisse werden am Montag erwartet.

Mugabe würde auch bei einem Wahlsieg der Opposition nicht zurücktreten, kündigte ZANU-PF-Vorsitzender John Nkomo am Sonntag an. Er bestritt, dass die Regierungspartei die Wähler eingeschüchtert habe. Die Opposition berichtete von mehreren Übergriffen am Samstag. Dennoch verlief die Abstimmung am ersten Tag aber offenbar reibungsloser als erwartet. "Die Gewalt hat ihren Zweck nicht erfüllt", sagte am Samstagabend der Politikwissenschaftler Masipula Sithole in Harare. "Wenn sie überhaupt eine Wirkung hatte, dann eine gegenteilige."

Militante Anhänger der Regierungspartei blockierten nach Oppositionsangaben Zufahrtsstraßen zu mindestens zwei Wahllokalen. In der Nähe der Stadt Guruve, 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Harare, sollen sie einen Bus angegriffen und dabei zehn Passagiere verletzt haben. Das Auto eines oppositionellen Wahlbeobachters sei mit Steinen beworfen worden, hieß es. Zudem seien die Wählerlisten unvollständig. Den politisch motivierten Gewalttaten, die zumeist von Anhängern der Regierungspartei ausgingen, fielen seit Februar mindestens 32 Menschen zum Opfer.

Unterdessen empfing Mugabe den kongolesischen Präsidenten Laurent Kabila in einem Hotel der Hauptstadt Harare. Simbabwe unterstützt Kabilas Regierung im Bürgerkrieg mit 11.000 Soldaten. Auch der namibische Präsident Sam Nujoma und Regierungsvertreter aus Angola kamen zu dem Treffen nach Simbabwe.

(RPO Archiv)
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