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Düsseldorf Vietnam-Krieg: Ein Foto als Symbol des Grauens

Düsseldorf · Vor 40 Jahren besiegelten die USA ihren Ausstieg aus den Kämpfen. Zuvor erschütterte das Bild eines fliehenden Mädchens die Welt.

Es ist ein Wunder, dass die damals Neunjährige überlebt hat. Das Foto der unbekleideten, weinenden Phan Thi Kim Phuc hat 1972 die Welt auf die Gräuel des Vietnam-Kriegs aufmerksam gemacht. Heute lebt die 49-Jährige mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Kanada. Die Unesco, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, hat die Vietnamesin mit kanadischem Pass wegen ihres Einsatzes für Frieden und Verständigung zur ehrenamtlichen "Botschafterin des guten Willens" ernannt. 2004 erhielt sie dafür auch die Ehrendoktorwürde der York-University in Toronto.

"Das Foto eines jungen Mädchens, das nackt über die Straße läuft, die Haut von Napalm verbrannt, hat den Blick der Welt auf den Vietnam-Krieg verändert, tatsächlich sogar den Blick auf alle Kriege", heißt es auf den Internet-Seiten der kanadischen Kim-Stiftung, die sich um junge Kriegsopfer kümmert. Verstörende Bilder wie das von Phan Thi Kim Phuc sorgten dafür, dass der Vietnam-Krieg, ein sogenannter Stellvertreterkrieg im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg zwischen Ost und West, zunehmend verhasster wurde.

Es kam zu Massendemonstrationen. Schließlich wurde der innenpolitische Druck in den USA so stark, dass die Amerikaner ihre 1965 ins Land geschickten Truppen zurückholen mussten. Mit dem Pariser Abkommen vom 27. Januar 1973, das den Rückzug regelte, war das Schicksal des vom Westen unterstützten Südvietnam entschieden: Zwei Jahre später vereinten die nordvietnamesischen Truppen das Land mit Gewalt.

Phan Thi Kim Phuc wurde 1963 in der Ortschaft Trang Bang geboren, etwa 30 Auto-Minuten von der damaligen Hauptstadt Saigon entfernt. Sie erlitt am 8. Juni 1972 bei einem Napalm-Angriff südvietnamesischer Kampfflugzeuge schwere Verbrennungen. Die Kim-Stiftung berichtet, das Kind habe sich die brennende Kleidung vom Leib gerissen und sei mit anderen Vietnamesen in Panik aus der Ortschaft geflüchtet. Dabei wurde es von Nick Ut, einem vietnamesischen Reporter der US-Nachrichtenagentur Associated Press, fotografiert.

Das Bild ist, neben der Erschießung eines angeblichen Vietcong durch einen südvietnamesischen Polizeichef, das bekannteste Foto aus diesem Krieg. Nick Ut erhielt dafür den Pulitzer-Preis. Dass das Mädchen noch lebt, ist dem Reporter zu verdanken: Er fuhr es mit seinem Auto in ein Krankenhaus. "Ich habe geweint, als ich sie laufen sah", sagte er später.

Das Kind rang tagelang mit dem Tod, weil die Haut zu 30 Prozent verbrannt war. Es folgten etliche Transplantationen; erst 1982 konnte Phan Thi Kim Phuc nach einer Behandlung in der Unfallklinik Ludwigshafen wieder gehen. Ihre Verletzungen missbrauchte das kommunistische Regime zu Propagandazwecken und führte die junge Frau jahrelang öffentlich als Kriegsopfer vor.

Dadurch hatte sie aber auch Freiheiten. Ihre Erlebnisse veranlassten sie, Medizin zu studieren. An einer kubanischen Universität lernte sie ihren späteren Mann kennen, ebenfalls ein Vietnamese. Das Paar nutzte später auf einem Linienflug von Russland nach Kuba die damals zum Auftanken notwendige Zwischenlandung in Neufundland zur Flucht und bat in Kanada um politisches Asyl. Der Kontakt zu Lebensretter Ut, der heute 61 Jahre alt ist, brach nicht ab. Phan Thi Kim Phuc sei für ihn "wie eine Tochter".

40 Jahre nach dem Pariser Abkommen werden unterdessen die verbitterten Kriegsgegner von einst Partner: Wegen der massiven chinesischen Aufrüstung im Pazifik suchen die USA in der Region Verbündete. Bei einem Besuch warb US-Verteidigungsminister Leon Panetta damit, sein Land werde Vietnam helfen, seine Rechte im Südchinesischen Meer zu sichern. Denn den Großteil des Gewässers reklamiert die Volksrepublik China für sich und rasselt gegenüber Vietnam immer lauter mit dem Säbel. Vor vier Jahrzehnten hatte Peking den Norden noch massiv militärisch unterstützt.

Die Wirtschaftskontakte zwischen den USA und Vietnam boomen. Doch ein Gift namens "Agent Orange" sorgt dafür, dass die Kriegsfolgen nicht überwunden sind: Hunderttausende Vietnamesen sind wegen des dioxinhaltigen Entlaubungsmittels, das den nordvietnamesischen Truppen die natürliche Deckung nehmen sollte, an Krebs erkrankt. Noch in dritter Generation kommen behinderte Kinder zur Welt.

(RP)
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