London Viele britische Pubs kämpfen ums nackte Überleben

London · Pub, kurz für "Public House", wird das Wirtshaus in Großbritannien genannt, und um die Zukunft dieser Institution muss man sich Sorgen machen. Denn das Kneipensterben im Königreich beschleunigt sich. Laut dem Gaststättenverband haben zuletzt jede Woche 31 Pubs dichtmachen müssen. Mittlerweile gibt es nur noch rund 54.500 Kneipen in Großbritannien. Ginge das so weiter, würde es in 36 Jahren überhaupt keine Pubs mehr auf der Insel geben.

Und das wäre sehr schade, denn das Pub ist aus dem öffentlichen Leben der Briten nicht wegzudenken. Hier treffen sich alle sozialen Schichten. Ob Bankmanager oder Arbeitsloser, hier spricht jeder mit jedem, denn im Pub sind alle gleich. Der inklusive Ansatz trifft auch für die Altersklassen zu. Rentnerinnen, die genießerisch ihr Ale schlürfen, mischen sich mit Jungvolk, das sich an Alcopops hält. Nirgendwo ist es leichter in Großbritannien, ein Gespräch anzuknüpfen als im Pub. Es ist ein fröhlicher Mikrokosmos der Nation, ein öffentliches Wohnzimmer sozusagen, schon von der plüschigen Einrichtung her bis zum ungeschriebenen Recht, einen ganzen Nachmittag mit einem Glas Bier zu verbringen, ohne dass einen der "Landlord" hinauswirft. Beim Pub scheinen die Briten einmal etwas ganz und gar richtig gemacht zu haben.

Doch nun graben die Marktkräfte am Fundament dieser Institution. Den Verbrauchern sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche, da besorgt man sich sein Bier lieber im Supermarkt und trinkt zu Hause. Verschärft hatte das Problem zudem, dass im Pub nicht mehr geraucht werden darf, was viele Kunden verschreckt hat.

Doch am meisten geschadet hat den Wirtshäusern, dass die Alkoholsteuer seit 2008 um 42 Prozent gestiegen ist, während der Bierkonsum gleichzeitig um 21 Prozent fiel. Heute geht beim Preis für ein Pint, etwas mehr als ein halber Liter, gerade einmal zwei Pence an die Brauerei, während mehr als ein Pfund an die Staatskasse geht.

(RP)
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