Paris Video zeigt Strauss-Kahn im Hotel

Paris · Die Bilder aus dem New Yorker Sofitel-Hotel, die der Fernsehsender BFM gestern Nachmittag exklusiv präsentierte, ruckeln ein wenig, sind oft unscharf, wie das bei Aufnahmen von Video-Überwachungskameras der Fall ist. Und doch ist auf ihnen klar zu sehen, wie Dominique Strauss-Kahn – zu diesem Zeitpunkt noch Chef des Internationalen Währungsfonds – aus einem der Aufzüge des Hotels kommt und die Lobby betritt.

Es ist der 14. Mai, 12.27 Uhr Ortszeit. Soeben hat der sozialistische Politiker die Suite 2806 verlassen – dort, wo er zuvor das Zimmermädchen Nafissatou Diallo vergewaltigt haben soll, zumindest nach deren Aussagen. Strauss-Kahn, der seinerseits von einem "einvernehmlichen" Kontakt gesprochen hatte, wirkt auf den Bildern ruhig, gelassen. Geduldig wartet er an der Rezeption, bis das Personal seine Rechnung vorbereitet. Dann steckt er diese in die Tasche, geht zum Ausgang, lässt ein Taxi rufen. Das erste lässt er vorbeifahren, telefoniert kurz und steigt erst in ein zweites Taxi. "Die Szene dauert zwei Minuten 55 Sekunden", erklärt die BFM-Journalistin Sarah-Lou Cohen, die die knapp acht Minuten Filmmaterial sichten konnte. Von Hast keine Spur. Dabei hatte die US-Polizei doch erklärt, Strauss-Kahn habe das Hotel fluchtartig verlassen.

Um 12.51 Uhr – etwa 40 Minuten nach dem vermeintlichen Übergriff – zeigen die Bilder Diallo allein im Dienstboteneingang sitzen. Sie weint nicht, wirkt ruhig. Minuten später sieht man sie vor Kollegen wild gestikulieren. Gegen 13.33 Uhr ruft einer der Männer die Polizei und meldet einen sexuellen Übergriff. "Braucht das Opfer einen Arzt, muss es ins Krankenhaus?", ist ein Beamter auf einem Tonmitschnitt zu hören, den BFM ebenfalls veröffentlichte. "Nein, sie hat keine schweren Verletzungen." Später werden Diallo und ihre Anwälte dies anders darstellen. Zu sehen ist auch der sogenannte Freudentanz, von dem kürzlich der US-Journalist Edward Epstein berichtete und damit die Theorie eines möglichen Komplotts gegen Strauss-Kahn wieder anheizte: Die Bilder zeigen, wie sich ein auf Video-Überwachung spezialisierter Hotel-Ingenieur und ein Kollege kurz nachdem die Polizei verständigt wurde, in die Arme fallen, tänzelnde Bewegungen machen und sich abklatschen. Die Sofitel-Muttergruppe Accor erklärte, die Angestellten wüssten nicht mehr, warum sie sich gefreut hätten.

(RP)
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