Verzichtet die CDU auf einen eigenen OB-Kandidaten?

Düsseldorf/Duisburg Der am Sonntag abgewählte Oberbürgermeister von Duisburg, Adolf Sauerland (CDU), wird heute offiziell sein Amt niederlegen, das er 2004 kraft Bürgerwahl angetreten hat. Um 13 Uhr wird der Wahlausschuss das offizielle Wahlergebnis verkünden. Laut Gemeindeordnung endet damit die Amtszeit des abgewählten Stadtoberhaupts. Am Sonntag hatten sich 35,5 Prozent der abstimmungsberechtigten Bürger Duisburgs für die Abwahl Sauerlands (56) ausgesprochen und damit die gesetzliche vorgeschriebene Hürde (Quorum) von 25 Prozent deutlich überschritten.

Bis zur Neuwahl eines Nachfolgers werden die repräsentativen Aufgaben von Bürgermeister Benno Lensdorf (CDU) wahrgenommen. Die Leitung der Verwaltung liegt in den Händen von Stadtdirektor Peter Greulich (Grüne). Die Neuwahl muss innerhalb eines halben Jahres erfolgen. NRW-Innenminister Ralf Jäger, der auch der Chef der Duisburger SPD ist, hat mit Blick auf die wiedereingeführte Stichwahl den 17. Juni als letztmöglichen regulären Wahltermin genannt. Der Stichentscheid zwischen den beiden bestplatzierten Bewerbern, der zwei Wochen nach der OB-Wahl erfolgen muss, ist allerdings nur dann erforderlich, wenn keiner der Bewerber auf Anhieb mehr als 50 Prozent der Stimmen erreicht.

Die SPD, die im Duisburger Stadtrat mit Grünen und Linkspartei zusammenarbeitet, will in diesen Tagen auch mit der Abwahlinitiative "Neuanfang für Duisburg" reden, um die Chancen für einen gemeinsam getragenen Kandidaten auszuloten. Im Gespräch sind die Duisburger SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas sowie der Landtagsabgeordnete Sören Link. Auch Stadtdirektor Peter Greulich wird als möglicher Kandidat genannt. Allerdings gilt er als enger Verbündeter von Sauerland, weshalb er selbst in den eigenen Reihen nicht unumstritten ist.

Völlig unklar ist, wen die CDU ins Rennen schicken wird. Die Spitzen von Partei und Fraktion wollten gestern Abend über das gemeinsame Vorgehen beraten. Zuvor wolle sie dazu keine Stellung nehmen, sagte Fraktionschefin Petra Vogt. Der Duisburger CDU-Vorsitzende Thomas Mahlberg hat dazu unserer Zeitung erklärt, er sei zu konstruktiven Gesprächen bereit, "wenn sie der weiterhin positiven Entwicklung unserer Heimatstadt dienen".

Insider halten es für möglich, dass die Duisburger CDU auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichten wird, zumal dieser angesichts der Stimmungslage in der Stadt so gut wie keine Aussicht auf Erfolg hätte. Wenn sich Rot-Grün und Union dagegen auf einen "Konsenskandidaten" verständigen könnten, wäre dies der erfolgversprechendste Ansatz, in der Stadt "Versöhnungsarbeit" zu leisten, heißt es. Die SPD dürfe die zweitstärkste Partei doch nicht einfach übergehen. Die Frage ist allerdings, ob sich Ralf Jäger, der die Fäden in der Hand hält, darauf einlässt. Am Wahlabend hatte er eine Einbeziehung der CDU zwar nicht grundsätzlich ausgeschlossen, aber doch zu erkennen gegeben, dass seine Ansprechpartner diejenigen Parteien und Gruppen sind, die die Abwahl Sauerlands betrieben haben.

(RP)
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