Amtskirche droht mit Exkommunikation Verbannter Erzbischof weiht sieben Frauen zu Priesterinnen

WIEN (RP). Der vom Vatikan verbannte "Erzbischof" Braschi hat sieben Frauen zu Priesterinnen geweiht. Die Amtskirche droht den Katholikinnen mit Ausschluss.

Wochenlang wurden Ort und Zeitpunkt des Ereignisses wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Am Samstag hat ein vom Vatikan verbannter, selbst ernannter "Erzbischof" auf österreichischem Boden sieben "Priesterinnen" geweiht. Die katholische Amtskirche droht mit Exkommunikation.

An irgend einem Ort auf dem Festland fühlte sich die Glaubensgemeinde offenbar nicht sicher. Man befürchtete gewaltsame Störaktionen von religiösen Fanatikern. Also wurde die feierliche Veranstaltung auf das Donauschiff "MS Passau" verlegt, das von der Drei-Flüsse-Stadt die Donau abwärts Richtung Linz fuhr. An Bord: Sieben Frauen aus Deutschland, Österreich und den USA, die sich zu "Priesterinnen" weihen lassen wollen, sowie rund 200 Gäste und Journalisten aus Österreich und Bayern.

Die Weihe nahm der umstrittene "Erzbischof" Romulo Braschi aus Argentinien vor, den Rom exkommuniziert hat, ihm mithin also jegliche amtliche Autorität verbietet. "Monsignore" Braschi, der sich zur so genannten "Katholisch-apostolischen charismatischen Kirche Jesus König" zählt, hielt sich streng an den Ritus, den das Kirchenrecht für die sonst nur Männern vorbehaltene Priesterweihe vorschreibt. Während der Zeremonie nahmen die sieben Frauen, in Messgewänder gehüllt und bäuchlings am Boden liegend, die "Priesterweihe" in Empfang.

Etwa zur gleichen Zeit ehrte der oberösterreichische Diözesanbischof Maximilian Aichern im Linzer Mariendom altgediente Priesterjubilare und erteilte bei dieser Gelegenheit der weiblichen Konkurrenz eine klare Absage: Die Weihe auf dem Donauschiff sei "nach dem geltenden Kirchenrecht ungültig", die Akteure würden sich "außerhalb der Kirche stellen".

Ein Sprecher der Erzdiözese München-Freising hatte vorab den Frauen mit Exkommunikation gedroht und die Veranstaltung als "Sektenschwindel" bezeichnet. Die Frauen hingegen bestehen darauf, nunmehr "Priesterinnen der römisch-katholischen Kirche" zu sein und sprechen von einem kirchenhistorischen Ereignis.

Auf einer Pressekonferenz an der Autobahnraststätte Suben an der bayerisch-österreichischen Grenze versicherte Gisela Forster, die Sprecherin der deutschen Weihe-Kandidatinnen, man wolle nicht gegen die Kirche kämpfen, sondern diese von innen her verändern. Das Ziel sei die Streichung jenes "Paragrafen im Kirchenrecht, der die Weihe auf Männer beschränkt". Man hoffe, die Kirche werde eines Tages einsehen, dass der eklatante Priestermangel ohne Frauen nicht behoben werden könne. Da die Amtskirche einen Dialog ablehnt, werden weitere "Weihungen" geplant, um den Druck zu verstärken. Beim nächsten Mal soll angeblich ein "echter" römisch-katholischer Bischof Frauen zu Priesterinnen weihen.

Kandidatinnen gebe es genug, hieß es.

Von RUDOLF GRUBER

(RPO Archiv)
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