Persönlich Vera Baboun

Vera Baboun (60) passt so gar nicht in das Klischeebild, das man sich von den Palästinensergebieten macht, die doch männerbeherrscht und ausschließlich muslimisch geprägt erscheinen. Denn die Mutter von fünf Kindern ist nicht nur hochgebildet, sondern auch Bürgermeisterin von Bethlehem - und zudem gläubige Katholikin. Deshalb freut sich Baboun, die früher als Universitätsprofessorin englische Literaturwissenschaften lehrte, ganz besonders auf den Besuch von Papst Franziskus in der Geburtsstadt Jesu Christi. Er ist für den 25. Mai geplant. "Ich wünsche mir, dass dann jeder erkennt: Bethlehem, die Stadt, die der Welt den Frieden gebracht hat, lebt nicht in Frieden", sagte sie in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". "Die Anwesenheit des Papstes gibt uns Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Als Palästinenser sehnen wir uns alle danach, egal ob wir Christen oder Muslime sind."

In Bethlehem kämpft Baboun für bessere Lebensbedingungen der 25 000 Einwohner. Wer als Tourist von Jerusalem aus in ihre Stadt will, muss die graue Grenzmauer passieren, die Israel um das Westjordanland gezogen hat - vorbei an Betonsperren und Stacheldraht. Trotzdem besuchen jährlich Hunderttausende die Geburtskirche, auf die Baboun von ihrem Büro aus blicken kann. Doch die Gäste reisen danach schnell wieder ab; Übernachtungen sind selten. "Das ist nicht nur eine Mauer um Bethlehem, das ist eine Mauer um die Botschaft von Bethlehem, die Stadt, die mit der Geburt Jesu den Frieden in die Welt gebracht hat", empört sich die Araberin. "Wer kann akzeptieren, in einer eingemauerten Stadt zu wohnen?"

Der Papst könne diese Isolation durchbrechen und auf die schwierige Lage aller 40 000 palästinensischen Christen aufmerksam machen. Sie versuchten zunehmend, das Land zu verlassen. Das will die kämpferische Bürgermeisterin nicht akzeptieren: "Wir sind doch die Bewahrer des Sterns von Bethlehem."

(RP)
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