Streit um Finanzhilfe und Kommandostruktur USA und Türkei noch nicht einig über Truppenstationierung

Istanbul (rpo). Die Bedingungen für die Stationierung amerikanischer Truppen in der Türkei sind noch nicht geklärt. Der türkische Ministerpräsident Abdullah Gül erklärte am Montag, es gebe immer noch Unstimmigkeiten über politische, wirtschaftliche und militärische Fragen.

Daher werde das Parlament auch nicht, wie ursprünglich erwartet, am Dienstag über die Truppenstationierung abstimmen.

"Wir werden morgen nicht vor das Parlament gehen", sagte Gül am Montag vor Journalisten in Brüssel. "Wir haben einige Bedenken, die wirtschaftliche und politische Fragen betreffen." Zunächst war erwartet worden, dass das türkische Kabinett am Montag über die Vorlage zur Stationierung der US-Truppen abstimmt und das Papier an das Parlament weiterleitet, das am Dienstag darüber entscheiden sollte. Hauptstreitpunkt ist offenbar ein Hilfspaket, mit dem die Türkei für die wirtschaftlichen Verluste in einem möglichen Irak-Krieg entschädigt werden soll.

Außerdem gibt es offenbar Unstimmigkeiten über die Kommandostruktur im Fall einer gemeinsamen amerikanisch-türkischen Operation im Norden Iraks. "Wir werden die USA über unsere Bedenken informieren", sagte Gül vor seinem Abflug zum EU-Sondergipfel nach Brüssel.

Aus Diplomatenkreisen verlautete, Washington habe mit einer Abstimmung im Parlament am Dienstag gerechnet. Die türkische Öffentlichkeit ist mehrheitlich gegen einen Krieg im Nachbarland Irak. Hunderte Demonstranten protestierten am Montag vor der US-Botschaft in Ankara gegen einen Irak-Krieg.

Gül bat in Brüssel die EU um Finanzhilfen, sollte es zu einem Krieg in Irak kommen. Sein Land erwarte in diesem Fall hunderttausende Flüchtlinge. "Das wird ein großes Problem für die Türkei", sagte Gül dem griechischen Ministerpräsidenten Konstantinos Simitis. Griechenland hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Gül äußerte sich nicht dazu, wie viel Geld sein Land für die Versorgung der Flüchtlinge braucht

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