Washington USA: Pro Jahr 53 Milliarden Dollar für Geheimdienste

Washington · Die jüngste Enthüllung des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Snowden zeigt den enormen Aufwand Washingtons für Spionage.

Die USA haben seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ein gigantisches Geheimdienstimperium aufgebaut. Die jährlichen Ausgaben für die insgesamt 16 Spionagebehörden hätten sich bis heute auf 52,6 Milliarden Dollar (39,7 Milliarden Euro) schätzungsweise verdoppelt, berichtete die "Washington Post".

Sie beruft sich auf einen vertraulichen Budgetentwurf, der aus dem Enthüllungsfundus des ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden stamme. Geheimdienstdirektor James Clapper habe auf Nachfrage bestätigt, dass "beträchtlich" investiert worden sei.

Der 178 Seiten starke, streng vertrauliche Bericht biete der Öffentlichkeit erstmals einen detaillierten Überblick über die Prioritäten, Ziele und Probleme des mächtigen Schnüffelapparates mit seinen insgesamt mehr als 107 000 Mitarbeitern. Manche Informationen sind so brisant, dass die Zeitung sie nach Absprache mit der Regierung unveröffentlicht ließ. "Unsere Budgets sind geheim, weil sie ausländischen Geheimdiensten Einblicke in unsere nationalen Top-Prioritäten, Möglichkeiten, Quellen und Methoden geben könnten", sagte Clapper.

Der im Februar an den Kongress zur Beratung übermittelte Budgetentwurf für dieses Jahr, der später noch überarbeitet worden sein könnte, stellt den Auslandsgeheimdienst CIA mit gut 21 000 Mitarbeiter als mit Abstand größte Einrichtung dar. Für CIA-Operationen werden rund 14,7 Milliarden Dollar veranschlagt. Allein 2,6 Milliarden kosteten "verdeckte Aktionsprogramme", wozu der Zeitung zufolge Drohnenschläge wie in Pakistan und dem Jemen zählen oder die Versuche, das iranische Atomprogramm zu sabotieren. 68,6 Millionen würden für "falsche Identitäten" der Spione im Ausland benötigt.

Die NSA, die nach den Snowden-Enthüllungen über massive Ausspähaktionen von Internet- und Telefonverbindungen derzeit weltweit kritisiert wird, hat laut dem Bericht ein Budget von 10,3 Milliarden Dollar. Ein Teil davon diene auch dazu, 4000 mögliche Fälle von Geheimnisverrat in den eigenen Reihen zu untersuchen. Schon lange vor Snowden habe die NSA "irreguläres Verhalten" von Mitarbeitern festgestellt, die Zugang zu vertraulichen Informationen hätten. Ihre großangelegte Datensammlung stellt die Behörde offenbar vor Probleme. 48,6 Millionen gebe sie für die Erforschung von Maßnahmen gegen die "Informations-Überlastung" aus.

Den von der "Washington Post" ausgewerteten Unterlagen zufolge widmet sich die NSA in der Hauptsache dem Anti-Terror-Kampf — ein Drittel des Geldes fließt demnach in diese Aufgabe.

Wichtig sei aber auch der sogenannte Cyberwar im Internet. Sowohl die CIA als auch die NSA hacken sich demnach in ausländische Netze, um Angriffe zu starten. Der Budgetentwurf zeige auch, dass die Amerikaner gelegentlich nicht an wichtige Informationen kommen. Über chinesische Verteidigungsprojekte gibt es offenbar ebenso wenig Erkenntnisse wie über die radikalislamische schiitische Hisbollah, die vom Iran unterstützt aus dem Libanon heraus in die Nachbarländer hinein wirkt und deren Milizen auf der US-Liste terroristischer Gruppen stehen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort