US-Fluggäste rebellieren gegen strenge Kontrollen

Es dauerte nicht lange, da waren die ersten T-Shirts bedruckt. "Berühren Sie nicht meinen Krempel" ist darauf zu lesen. Man kann sicher sein, dass sich der eine oder andere fortan so ein T-Shirt überstreift, bevor er zum Flughafen fährt. "Don't touch my junk" – mit dieser Parole protestieren wütende Amerikaner gegen verschärfte Sicherheitskontrollen, die sie als blanke Zumutung empfinden.

Es begann damit, dass ein Programmierer namens John Tyner mit seinem Vater zur Fasanenjagd nach South Dakota wollte. Zuerst lehnte er es ab, sich auf dem Airport von San Diego von einem der neuen Ganzkörperscanner durchleuchten zu lassen. Er sah seine Privatsphäre verletzt, denn über die Bildschirme flimmern Aufnahmen komplett entblößter Menschen. Also musste sich Tyner abtasten lassen, was seit drei Wochen noch sehr viel gründlicher geschieht.

"Wenn Sie meinen Krempel berühren, lasse ich Sie festnehmen", beschwerte er sich, als ihm ein Kontrolleur zwischen die Beine fassen wollte. "Wenn es Ihnen nicht gefällt, können wir Sie nach draußen eskortieren, dann müssen Sie heute nicht fliegen", erwiderte der Beamte. Er verstehe nicht, wieso sexuelle Belästigung die Voraussetzung sei, um fliegen zu können, konterte Tyner. "Als Sie Ihr Ticket kauften, haben Sie eine Menge Rechte aufgegeben", kam lakonisch zurück. Da der Kalifornier den Wortwechsel per Handy aufzeichnete und später ins Internet stellte, redet inzwischen die halbe US-Nation über "den Krempel". Die Vokabel ist zur Chiffre für eine veritable Protestbewegung geworden.

69 US-Flughäfen besitzen mittlerweile Körperscanner. Sie sollen verhindern, dass jemand unentdeckt Sprengstoff in seiner Unterwäsche versteckt, so wie der junge Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab, der Weihnachten 2009 über Detroit eine Maschine vom Himmel holen wollte. Damals stürzten sich beherzte Passagiere auf den Attentäter, aber auf Glück und Zivilcourage will sich die Transportation Security Administration (TSA) nicht verlassen, daher die alles enthüllenden Scanner. 80 Prozent der Amerikaner halten den Schritt für richtig. Doch die Zahl derer wächst, die eine Spirale des Sicherheitswahns, die nach jedem Anschlagsversuch eine neue Drehung nimmt, massiv kritisieren.

(Rheinische Post)
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